Wenn man mit Fotograf Richard Mayr arbeitet, gibt es ab und zu diesen Moment in dem man merkt. „Uuups! Er ist weg!“
Mayr auf einem Berg, auf einer Insel, in einer Steppe. Oder mitten in einer fernen Stadt. Wenn er wieder da ist, glüht sein Server. Als Laie muß man zum Glück keine Vorstellung haben, welche Datenmenge Bilder im Raw-Format erzeugen, wenn sie als Konvolut von tausend Fotos aufwärts vorliegen.
Ich seufze, wenn meine Bilddateien mit vier, fünf Megabyte sich türmen. Im Rohdatenformat hat jede Foto bei Mayr gut die zehnfache Größe. Das braucht also einen sehr schnellen Rechner. Und es braucht Geduld, das Material zu sichten, zu bearbeiten.
Ich bekomme dann von manchen der Mayr’schen Touren eine Auswahl zu sehen. Das kann zu einer Auswahl der Auswahl führen, die ich folglich in so einem elektrischen Booklet umsetze. Hier ein neues Exemplar:
Richard Mayr
Die Insel Senja in Norwegen
(Fotografien)
Es läuft etwa auf diesen Blick hinaus: Die Welt und wir. Wenn in alten Zeiten zwei Leute Streit hatten und beide hielten einander für Hinterwäldler, konnte es vorkommen, daß einer den anderen fragte: „Habt’s ihr überhaupt einen Kirchturm?“
Das ist längst vorbei. Individuelle Mobilität und die Lösung alter sozialer Bindungen haben es lichter werden lassen, über Tellerränder hinauszublicken. Aber inzwischen mußten wir auch lernen, daß alles, was sich in der Welt ereignet, auf unser regionales Leben Auswirkungen haben kann. Eine harte Lektion.
Versierte Fotografie trägt dazu bei, daß ich nicht bloß auf meine eigenen Erfahrungen angewiesen bleibe, sondern auch auf die Erfahrungen anderer Menschen zugreifen kann. Das ist übrigens ein wesentlicher Aspekt kulturellen Geschehens. Selbst wenn ich grade kaum vom Fleck komme, muß ich kein Hinterwäldler bleiben.
Die Welt und wir. Davon erlangt man schon eine Ahnung, wenn man ab und zu durch die Augen anderer Menschen blicken kann. Das mag für allerhand Anregungen gut sein.
+) Richard Mayr (Home)
++) An solchen Tagen