Archipel: Der Autor

Ich bin eine versierte Schreibkraft. Ein Sekretär. Dieses Selbstverständnis wurzelt in Europas Kulturgeschichte.

Wissens- und Kulturarbeit in der Provinz: Autor Martin Krusche.

Die Schriftstellerei kommt nicht nur, aber auch und auffallend aus dem Tun der Sekretäre in der Renaissance. Etliche von ihnen hatten sich ein hohes Bildungsniveau und einen eleganten Schreibstil erarbeitet. Es ging darum, auf diesem Weg das Ansehen ihrer Fürsten zu stärken, damit etwas vom milden Glanz dieses Ruhms als Huld auf die Sekretäre zurückfalle.

Diese Zusammenhänge aus dem 15. und 16. Jahrhundert haben sich inzwischen freilich stark ausdifferenziert, gewandelt, verfeinert. Aber es geht im Kern nach wie vor um Kompetenzen wie den feinen Schreibstil, der auf umfangreiches Wissen gestützt ist, während man sich eher nicht in Posen verausgabt. Spätestens Emile Zola hat dann dem Metier eine exemplarische politische Dimension verpaßt.

Zola als der Intellektuelle, der sich in einen öffentlichen Diskurs einbringt, ohne dazu eingeladen worden zu sein, dabei sogar seinen Staatspräsidenten herausfordert. Das ist eine ganz andere Rolle, als etwa die des bohemehaften Rabauken in der Pose eines „Bürgerschrecks“.

Ich würde keinem Fürsten (auch keinem Höfling) gestatten, auf mich herabzublicken. Ich sehe mich im Lager von Zola. Schließlich ist Politik nicht das, was politische Funktionstragende tun. Es wird erst zur Politik, wenn Staatskunst und Gemeinwesen (Zivilgesellschaft) in eine Wechselbeziehung eintreten.

Darüber hinaus bin ich als Autor nur meinen selbstgewählten Themen, Aufgaben und einer autonom wirksamen Kunst verpflichtet. Darin sehe ich mich als Gefolgsmann des Hephaistos, welcher in Europas Mythologie für jemanden steht, der hauptsächlich mit seinen Projekten befaßt und darauf konzentriert ist, ohne sich für das Treiben auf dem Olymp sonderlich zu interessieren.

Kollektive Wissens- und Kulturarbeit, zum beispiel (von links): Fotograf Richard Mayr, Autor Martin Krusche und Techniker Bruce Pedersen. (Foto: Marianne Wolf)

Ich muß mein Handwerk verstehen und über dessen Bedingungen Auskunft geben können. Ich muß mich mit der Welt befasssen, um zu verstehen, wo und worin ich mich befinde. Aber ich muß mich an vielem, das da Trubel sein möchte, nicht beteiligen.

Als Autor befinde ich mich vorzugsweise schreibend in der Stille. Im Kontrast dazu mag ich verschiedene Arten der kollektiven Wissens- und Kulturarbeit. Das ergibt in Summe ziemlich spannende Jahre. Mehr ist zu all dem eigentlich nicht zu sagen.

Übersicht
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++) Meta: Ich lebe in der Kunst und das Schreiben ist mein Beruf

Über der krusche

jahrgang 56, freischaffend
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