Routen 304: Ein Stück Allrad-Story

Vom Puch G zum Fiat Panda 4×4 läßt sich ein kleiner Bogen ziehen, durch den anschaulich wird, wie Grazer Allradfahrzeuge zwischen 1979 und 1983 begannen, in die Alltagswelten einzusickern.

Der kleinste Puch G in meiner Sammlung.

Dazu paßt auch der VW T3 syncro von 1984 und schließlich eine Kuriosität wie der 1990er Golf Country. Ich hab hier die Haflinger und Pinzgauer auf ihren Zentralrohrrahmen bewußt beiseite gelassen, weil zwar etliche davon bei privaten Liebhabern gelandet sind, aber im Kern blieben sie teure Nutzfahrzeuge, die als Neufahrzeuge nur sporadisch im zivilen Leben ankamen.

Wenn wir uns nun mit den 50 Jahren des Puch G befassen, was wir vom ersten Prototyp her rechnen, also ab 1974, ist es naheliegend, einen flüchtigen Blick auf die ganze Offroad-Historie zu werfen und dabei österreichische Ingenieure wie Mechaniker zu beachten, auch zu würdigen.

Allrad-LKW: Steyr 640 (links) und Steyr 1500.

Ich hab in der vorigen Notiz zum Thema „Steyr 250 & Co.“ schon anklingen lassen, daß die Allrad-Historie gesamt sehr wesentlich mit der Geschichte der Steyr Daimler Puch AG verbunden ist. Ich kann einen wesentlichen Teil dieser Geschichte mit meinen Miniaturen nachstellen.

Meine Überlegungen beginnen eigentlich bei den Planenwagen und bei der Feldartillerie der Napoleonischen Kriege. Damals eine große Herausforderung für Wagner und Stellmacher. Zugleich der Stoff für einen Paradigmenwechsel im Landkrieg, weil die Pferdekraft ein hohes Tempo in den Truppenbewegungen ermöglichte, das Napoleon herausragend zu nutzen wußte.

Gleisketten und wasserdichte Wanne: der RSO.

Bemerkenswert, daß in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts etliche Offroader nach Pferderassen benannt wurden: Haflinger, Pinzgauer, Noriker. Amerikas Ford Mustang und Pinto mußten sich dagegen nicht im Gelände bewähren. (Naja, der Ford Bronco schon.)

Das geschichtliche Zeitfenster finde ich beachtenswert. Mit den Napoleonischen Kriege war um 1815 Schluß. Danach bereiste Erzherzog Johann von Österreich Großbritannien und ließ sich von James Watt dessen optimierte Dampfmaschinen zeigen. Da war der dampfgetriebene Artillerie-Traktor (1789) von Nicholas Cugnot schon Geschichte.

Im Jahr 1903 baute man bei Spyker den allradgetriebenen „60 HP“. Bei Manövern im Jahr 1906 erklärte der konservative Kaiser Franz Josef I. eine Innovation, den allradgetriebenen Panzerwagen von Austro-Daimler, für uninteressant.

Das kurz zum Hintergrund, wenn ich dann mit meinen Betrachtungen beim Allrad-LKW Steyr 640 (1937) einsetze, denen ab 1942 die Steyr 1500 und 2000 folgten, während der Raupenschlepper Ost (1942) eine ganz andere Kategorie darstellt.

Der umgebaute Steyr 100 von Max Reisch.

Im privaten Leben mußten Pioniere wie etwa der Weltreisende Max Reisch ohne 4WD zurechtkommen. Sein umgebauter Steyr 100, dessen Basis 1935 auf den Markt gekommen war, trug ihn aber weit. Davor hatte Clärenore Stinnes 1927 in einem serienmäßigen 1926er Adler Standard 6 begonnen die Welt zu umrunden.

Ich hab mir nun vorgenommen, eine Liste repräsentativer Allradfahrzeuge zusammenzustellen und sie nach dem jeweiligen Radstand zu sortieren. Das mag die Orientierung erleichtern, um den Rang des Puch G einzuschätzen, der heute als G Klasse von Mercedes-Benz klarerweise technisch für eine völlig andere Ära steht.

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Über der krusche

jahrgang 56, freischaffend
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