Wissenschafter Hermann Maurer und Künstler Martin Krusche im Dialog für einen nächsten Abschnitt ihres Projektes „Mensch und Maschine“, das hat als Themenschwerpunkt 2024/2025: „Umbruch“.
Die Dampfmaschinen-Moderne ist beendet, die Digitalmoderne ist Realität. Maurer steht mit seiner gesamten Berufslaufbahn für den jüngsten Abschnitt des großen Themas „Wir leben seit rund 200 Jahren in einer permanenten technischer Revolution“. Das bedeutet im Kontext EDV: von den Mainframes über Minicomputer zu den Microcomputern.
Hier liegt es nahe, diese Kompetenzen in eine Kooperation mit dem Archipel einzubinden. Das Wort „Microcomputer“ ist ein alter Begriff für die Personal Computers (PC), wie sie ab den 1980ern zunehmend in unseren Haushalten auftauchten. Diese Kästen waren damals die Winzlinge des Genres.
Mein erster Computer, ein CP/M-Rechner, hat mich Mitte der 1980er Jahre rund 20.000,- Schilling gekostet und hatte noch keine Festplatte, nur zwei Laufwerke. Für eine externe Festplatte mit zehn (!) Megabyte Kapazität hätte ich noch einmal 20.000,- Schilling aufbringen müssen
Zwischen Mitte der 1970er und Mitte der 1980er kam im Genre Personal Computer/Home Computers eine Lawine ins Rollen. Ein frühes Beispiel für die Vernetzung von „Microcomputers“ ist übrigens Maurers Projekt MUPID.)
Die Geschichte der Personal Computers steht exemplarisch für einen umfassenden soziokultulturellen Prozeß, in dem aus konkreten Maschinen mehr und mehr abstrakte Maschinen wurden.
Das bedeutet, in der Digitalisierung entstanden immer mehr Maschinen, deren Form uns ihre Funktion auf Anhieb nicht mehr verrät. (Dagegen bilden konkrete Maschinen meist ihre Funktionen in ihrer Bauweise ab.)
Hermann Maurer machte im Rahmen unserer Arbeitsgespräche übrigens eine kuriose Feststellung: „In der Science Fiction-Literatur hat es inzwischen einen völligen Paradigmenwechsel gegeben. Autoren wie Brandon Q. Morris haben ganz neue Ideen eingebracht.“
Morris wird mit dem Genre-Begriff „Hard Science Fiction“ assoziiert. Maurer beachtet solche kulturelle Phänomene unter anderem deshalb, weil er selbst aktiver Scíence Fiction-Autor ist. (Siehe dazu seine XPERTEN Reihe!)
Ich blicke derweil auf den „Cyberpunk“ zurück. Autoren wie William Gibson und Bruce Sterling waren dabei prägend. Und dahinter natürlich viele Klassiker von Isaac Asimov, Arthur C. Clarke, Stanislaw Lem und andere.
Immer wieder haben wir für real existierende Dinge und Gegebenheiten Begriffe aus der Literatur bezogen und etabliert. Das markanteste Beispiel ist in jenem Genre sicher der Begriff „Roboter“. Den hat Autor Karel Capek in einem Theaterstück geprägt.
Das illustriert, was Philosophin Luce Irigaray gemeint haben mag, wenn sie konstatierte: „Es gibt keine prädiskursive Realität. Jede Realität begründet und definiert sich über einen Diskurs.“ Man kann das ignorieren. Will man aber sinnvoll arbeiten, hat diese Überzeugung viel Gewicht.
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