Multimedialität oder Intermedialität?

(Der Unterschied macht den Unterschied)

Ein Medium (lateinisch für „Mitte“) bezeichnet allgemein ein vermittelndes Element. Als Künstlerin ist mein Medium meistens Malerei, in der ich meine Anliegen formuliere.

Kunsthistorikerin Monika Lafer.

Wenn ich meine Gemälde ausstelle, gibt es eine Ausstellungseröffnung mit musikalischer Umrahmung. Üblicherweise bespricht man im Vorfeld, welche Bilder gezeigt werden und welche Art von Musik passend sein könnte oder ob eine Performance das Event bereichern könnte. All diese Bereiche werden unabhängig voneinander erarbeitet und an einem Termin miteinander in Wechselwirkung gebracht – allerdings greift kein Bereich in den anderen ein, sodass dieser sich verändern würde.

Wir sprechen hier von Multimedialität – mehrere Medien agieren gemeinsam nebeneinander, sie sind nicht miteinander verwoben. Intermedialität ist etwas, das so miteinander verbunden ist, dass es sich nicht wieder in Einzelteile zerlegen lässt. Auf Materialebene ist die Technik des Fresco Buono ein gutes Beispiel: Während in der Secco-Technik das Wandgemälde Schicht für Schicht auf den gut getrockneten Putz aufgebracht wird (und sich so auch wieder ablösen lässt), wird beim Fresko die Farbe in den feuchten Mörtel gemalt.

Das heißt, man darf nur so viel Putz auftragen, wie man im nassen Zustand mit der fertigen Farbschicht überziehen kann. Trocknet diese Arbeit, gehen Putz und Farbschicht eine unumkehrbare chemische Verbindung ein und das ist der Grund, warum Freskomalerei wetterbeständig ist.

In Bezug auf Medien der Kunst lässt sich Intermedialität gut am Beispiel eines Graphic Novel oder Comics erklären: Wort und Bild sind hier zu einer Erzählung verwoben, würde man einen Teil weglassen, wäre das Werk in einem ungünstigen Sinn unvollständig. Ein Comic ohne Text wäre unverständlich und ein Graphic Novel ohne Bilder ebenso. Man sieht hier zudem beides in gleicher Ausprägung (Bild und Text) – dasselbe gilt für Lieder (Literatur und Musik).

In der (künstlerischen) Grundlagenarbeit könnte sich ein Prozedere im Sinne einer Inter-, nicht Multiprofessionalität lohnen: Multiprofessionalität wäre die allseits bekannte Podiumsdiskussion: Man hat im Vorfeld herausgefunden, wer für welches Thema steht und versucht den Ablauf möglicherweise entsprechend zu lenken: Die Anliegen werden nacheinander vorgetragen, multiple Standpunkte aneinandergereiht, eine Bandbreite gezeigt und anschließend diskutiert. Verschiedene Haltungen werden vermutlich coram publico nicht so gerne revidiert, was für mögliche Lösungen suboptimal sein kann.

Die interprofessionale Vorgehensweise könnte so aussehen: Es wird bereits im Vorfeld gearbeitet, man ist aus den Beweggründen aus dem „anderen“ Biotop schlau geworden. Möglicherweise hat sich der eigene Horizont geweitet und man konnte seine eigenen Ideen anpassen.

Wenn in einem solchen Setting an verschiedenen Schrauben gedreht wird, erscheint am Ende eine Lösung, die nicht nur ein Zusammenschnitt der Ausgangslagen sind – sondern möglicherweise entsteht durch einen solchen Prozess etwas, das für alle Beteiligten höchst erfreulich (weil über den Erwartungen gelegen) ist. Damit kann man mit Freude aufs Podium gehen.

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Ein Beitrag von Monika Lafer

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