Ich hab an anderer Stelle betont, die Lyrik brauche privates Engagement ganz generell, weil nur wenige Autorinnen und Autoren ausreichende Marktfähigkeit erlangen, damit ihre Bücher viele Jahre verfügbar bleiben.
Das kann man auch an meiner Generation inzwischen gut ablesen. Etliche hervorragende Kräfte, die seit den 1970ern publiziert haben, sind über Verlage nicht mehr präsent. Litmags spielen quer durch des 20. Jahrhundert eine zentrale Rolle, diesen Literaturzweig in der Öffentlichkeit verfügbar zu halten.
Das gilt umso mehr für Sprachexperimente, für avantgardistische Texte, für Literatur, die uns irritiert. Und das kann man über die „perspektive“ allemal sagen. Um Gefälligkeit von Lyrik und Prosa bemüht sich dort niemand.
Zitat: „perspektive versteht sich als labor für literatur; ästhetisch an spracharbeit jenseits von marktanpassung und deklination schon avancierter formenspiele orientiert, kritisch gegenüber kulturbetrieblichen tendenzen, an der kombination von theoretischen positionen & literarischen praxen interessiert. “
Es ist noch nicht lange so, daß dieses Literaturmagazin vom Heftformat her redimensioniert wurde und nun quasi als Paperback erscheint. Das ziehe ich vor, auch wenn es für ein Avantgarde-Medium die Möglichkeiten einschränkt, weil wohlgeordneter Fließtext bloß eine Option ist. Die „hefte für zeitgenössische literatur“ gibt es seit dem Ende der 1970er, seit jener Zeit, in der ich selbst meinen damaligen Job hingeschmissen hatte, um von da an in der Kunst zu leben.
Zitat: “perspektive wurde 1979 als schüler*innenzeitschrift in bad aussee gegründet und machte im lauf der jahre viele verwandlungen durch.” Wer in diesen unruhigen Zeiten des steirischen Kulturbetriebs dabei war, erinnert sich an Alfred Ledersteger als einen der Gründer. Helmut Schranz (†) war prägend, Gerald und Petra Ganglbauer ginge – wie auch andere – schließlich ihrer Wege, um eigene Vorstellungen zu verfolgen.
Einer wie ich gehört für die perspektive-Crew eher ins Genre Unterhaltungsliteratur. Und es ist augenscheinlich, daß dieses Magazin auf dem freien Markt nicht stattfinden würde. Ein Beispiel dafür, daß jede Gesellschaft in ihr geistiges Leben investieren muß, weil vieles, was eine Kultur ausmacht und lebendig sein läßt, nicht nach betriebswirtschaftlichen Kriterien funktioniert.
Die Internet-Präsenz dieser Crew ist üppig und kontrastreich. Eine anregende und informative Website. So lassen sich spannende Eindrücke sammeln, wo die Redaktion heute steht und was dem vorangegangen ist: [perspektive]
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