Es kann einem selbstverständlich vollkommen genügen, daß man Gedichte schreibt. Mir aber nicht!
Ich mag dies Momente des Schreibens und es ist mir nie ganz geheuer, wenn es mir mühelos gelingt. Aber da ist auch noch etwas anderes. Ich hab als junger Kerl bemerkt, daß ich Medien erst erlebe und begreife, wenn ich sie quasi von innen heraus erkunde.
Das war in den späten 1970ern und bis Ende der 1980er noch eine völlig andere mediale Welt. Obwohl ich 1985 begonnen hatte, mich mit Computern zu befassen, führte mein Weg erst quer durch traditionelle Formen.
Zeitungmachen bis hin zur Montage am Leuchtpult. Die Repro-Kamera und die Offsetpresse. Ich besaß dann selber eine und hab dafür im Keller gewohnt, damit der Boden die Last trägt. Aber auch Hochdruck, Lithografien und Siebdruck. Ich wollte sehen, wie das geht, ich wollte es machen. Fotografie sowieso, auch Radio, Schmalfilm (Super 8) und Video.
Der allmähliche Übergang vom Papier zu den Dateien. [Zum Vergrößern anklicken!]
Die Tonträgerproduktionen. Seinerzeit noch Musikkassetten und Vinyl-Alben. Oh, was haßte einen der Tontechniker, wenn man in der Kabine kurz husten mußte und das Mikro nicht abgedeckt hat, was ihn nahe an einen Gehörschaden brachte.
All diese Sachen mußte ich aus der Nähe sehen und selbst ausprobieren, was immer man mir erlaubte. Ende der 1980er ging es dann mit Online-Medien los. Klobige Akkustikkoppler, trillernde Modems, Cyberpunk…
Diese grundlegende Marotte ist mir bis heute geblieben. Ein Lyrikband, das könnte bedeuten: Redaktionsarbeit ja, aber bis hin zur Druckvorstufe bin ich dann nicht mehr dabei. Doch die wesentliche Abenteuerreise ist für mich von diesen tausend Handgriffen bestimmt, bis die Druckerei Programm fährt.
Diesmal war das ein Dialog mit Fotograf Richard Mayr. Von der grundlegenden Auswahl aller Inhalte bis zur Dramaturgie des Buches entfaltete sich das ähnlich wie unsere gemeinsamen Streifzüge durchs Gestrüpp, das Erkunden von realen Landschaften.
So ist das Werden des Buches selbst ein Prozeß sinnlicher Erfahrungen und überraschender Denkvorgänge. Was Kunstwerke letztlich bieten sollen, das führt ja auch davor zu ihnen hin, damit sie entstehen: Wahrnehmungserfahrungen. Reflexionsakte. Handgriffe.
Die Arbeit an den Werken halte ich nach all den Jahrzehnten immer noch für eine magische Praxis. Ich hab keine Ahnung, was genau da in mir vorgeht. Gelegentlich werde ich mit Arbeitsergebnissen auch vor Publikum stehen. Aber das ist nicht das Ziel, sondern bloß ein Teil des gesamten Prozesses, an dem mir liegt.