Archipel: Eine kleine Landkarte

Wir befinden uns mit einem erheblichen Abschnitt des Vorhabens total in der Schwebe.

Die Aufgabe: von der Virtualität zur Aktualität.

Das ist für mich fesselnd. Den Archipel konkret zu machen, während im Augenblick, am 31. Dezember 2023, das gesamte künstlerische Vorhaben wesentlich in unseren Köpfen ist, noch nicht in der Welt der greifbaren Dinge.

Wir zentralisieren nicht
Bei all dem scheint mir wichtig: es sind jeweils in sich autonome Vorhaben, die aber komplementär ineinandergreifen können. Das bedeutet, wir sorgen nach Kräften für eine lebhafte und taugliche Kommunikationslage, so daß Synergien möglich werden, aber es ist für all das keinerlei Fahneneid nötig. Es genügt völlig, daß man Abmachungen ernst nimmt und sich als paktfähig erweist.

Wie es konkret wird
Erstes Hauptereignis wird 2024 ein voraussichtlich zwölfmonatiges Gastspiel des deutschen Künstler Marcus Kaiser sein. Er soll dann für dieses Vorhaben in seinem entstehenden, prozeßhaft wachsenden Werk auch zuhause sein.

Das hat so ein nomadisches Element. Wie eine Jurte irgendwo in der Steppe ein gutes Heim sein kann, aber eben flüchtig bleibt. Ich hab die Aufgabe übernommen, dafür ein belebtes Umfeld anzulegen, damit diese Arbeit von Kaiser nicht wie ein einsames Event in die Wüste gesetzt wird.

Damit bin ich Teil eines Teams vor Ort, im laufenden Austausch mit Fotograf Richard Mayr, der Künstlerin und Kunsthistorikerin Monika Lafer sowie dem Projektleiter Winfried Lechner. Aber auch in diesem Gefüge bleibt derzeit noch viel in der Schwebe.

Status: Wir haben Optionen.

Marcus Kaiser wird ein sehr raffiniertes Konzept in einem Werk der Gegenwartskunst umsetzen. Prozeßhaft, in mehrere Disziplinen reichend. Entsprechend ist mein Arbeitsansatz als ein komplementäres Geschehen konzipiert.

Das hat im Augenblick quasi zwei konzentrische Kreise um den Kaiser’schen Kern herum. Der Archipel ist das Areal, wo sich nicht bloß unsere Aktivitäten manifestieren werden. Konzeptionell:
a) Der Archipel
b) Der Raum der Poesie
c) Die Kulturspange Gleisdorf

Der Raum der Poesie
…ist kein „Lyrik-Zimmer“, sondern ein Möglichkeitsraum. Das meint im ursprünglichen Sinn des Wortes „Poiesis“, also ein Rahmen, in dem allerhand entsteht, was es vorher nicht gegeben hat. Allerdings haben wir dazu auch ein lyrisches Teilprojekt in Arbeit, genauer: ein Buchprojekt, das aus einem Dialog zwischen Krusche & Mayr entsteht.

Andrerseits ist dort augenblicklich „Mythos Puch“ in Arbeit, in dessen Rahmen wir uns die letzten 50 Jahre anschauen werden, in denen kürzlich die Dampfmaschinen-Moderne geendet hat, um in einem großen Umbruch zu einer nächsten Ära zu führen. (Details dazu weiter unten!)

Freilich gab es schon vielversprechende Vorarbeiten.

Die Kulturspange Gleisdorf
Das ist eine Ereignislinie quer durch Gleisdorf; in einer Ost-West-Achse angelegt. Es ging mir darum, ein Gravitationsfeld zu schaffen, das den Archipel umgibt. Ausgangspunkt ist der Gleisdorfer Florianiplatz, welcher übrigens 2024/25 mit besonderen Ereignissen belegt wird. Das ist eine Arbeits-Domäne von Krusche & Mayr. [Florianiplatz]

Darunter liegt auf halbem Weg nach Westen der „Zeit.Raum“, den Krusche und Lafer gemeinsam bespielen. Das sind zwei sehr große Fenster zur Straße hin. Dort gibt es in Kontinuität alle zwei Wochen eine neue Episode. [Zeit.Raum]

Den westlichen Bereich der Spange bildet dieser nun werdende Archipel, dessen Entstehung grade in Arbeit ist. Dort wird bezüglich des Kunstgeschehens Monika Lafer als Intendantin einige Entscheidungen treffen.[Der Archipel]

Das Buchprojekt
Der Projekttitel „An solchen Tagen“ ergab sich aus den Streifzügen und Reflexionen, die Autor Martin Krusche und Fotograf Richard Mayr teils gemeinsam, teils separat unternommen haben. Das geplante Buch ist dabei die dritte von drei Erzählebenen. Darin sehe ich auch die Option, eventuell den Auftakt einer Archipel-Edition zu gestalten, denn es wird vermutlich noch mehr kommen, das dann eine Print-Publikation nahelegt. [Das Buch]

In der Umsetzung: Die Praxis des Kontrastes.

Mythos Puch
Möchte man die Dampfmaschinen-Moderne und deren Ende verstehen, ist diese Marke ein geeignetes Feld. Sie geht auf Johann Puch zurück, der als sterischer „Parade-Industrieller“ gilt. Nachkriegs-Produkte aus den Grazer Puchwerken wurden geradezu Teil der österreichischen Folklore. (Stichwort: Volkskultur in der technichen Welt.)

Ich kenne etliche der alten Meister, die dort gewirkt haben, heute zwischen 80 und Anfang 90 sind, ich bin aber auch mit anderen Sachkundigen des Genres im Einvernehmen. Schauen wir uns den Umbruch von einer Epoche zur anderen an. Das vollzog sich in den letzten 50 Jahren. Von der Dampfmaschinen-Moderne in die Vierte Industrielle Revolution, die auch enorme kulturelle Wirkung zeigt. [Mythos Puch]

Literarisches
Vom Buch-Projekt „An solchen Tagen“ hab ich vorhin erzählt. Doch wir haben auch zwei weitere Prozesse mit Literaturbezug in der Schwebe. Einerseits die Themenleiste „Lyrik“, an der die Kooperation mit einer Grazer Kulturinitiative festgemacht ist. Siehe dazu: „Die Sache der Lyrik“! Andrerseits „Raw Book“. Da ist noch ein Ausloten der Möglichkeiten in Arbeit.

Übrigens!
+) Archipel: Status Dezember 2023
+) Krusches kulturelles Basislager: Tesserakt

Über der krusche

jahrgang 56, freischaffend
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