Kulturspange: Allerhand Deals

Wir kombinieren in der Kulturspange verschiedene Modi, um für Wissens- und Kulturarbeit abseits des Landeszentrums einen angemessenen Spielraum zu schaffen.

Der Staat fördert mich nicht, wie kooperieren in einem Deal.

Die Kulturspange selbst ist keine fixe Formation, nichts was gegründet wurde. Sie ist das Ergebnis von aktiver Anwesenheit und einem adäquaten Kommunikationsverhalten einiger engagierter Menschen.

Folglich greifen hier auch verschiedene Geschäftsmodelle ineinander. Wenn ich mit einem erfahrenen Wirtschaftstreibenden am gemeinsamen Tisch sitze, ist es unverzichtbar, mit großer Klarheit über geschäftliche Belange zu reden. Wer dabei unscharf wird, verliert ziemlich schnell seine Reputation.

Eine kleine Episode vorweg. Bei einem unserer Arbeitstreffen zum „Archipel“ sagte Unternehmer Adolf Rausch: „Die Kunst muß sich nicht rechnen, die Immobilie schon.“

Diese Aussage handelt davon, daß es relevante Güter gibt, die marktfähig sind, andere aber nicht, obwohl sie als wesentlich gelten. Mit Marktfähigkeit meine ich Güter, die nicht bloß einen Return of Investment erbringen, sondern auch einen materiellen Profit.

Steirischer Herbst in Gleisdorf: Wirtschaftlich kann das jeder, der ein Budget an der Hand hat. Inhaltlich konnten das bisher nur wir.

Dem stehen immaterielle Profite gegenüber, wie sie uns zum Beispiel das Bildungswesen und der Kulturbetrieb bieten. Wir, die Zivilgesellschaft, überlassen dem Staat Mittel für verschiedene Zwecke, die nicht bloß privater Hand überlassen sein können.

Ich stoße mich daher am Begriff „Kulturförderung“. Der Staat investiert Gelder, die ihm von der Zivilgesellschaft überlassen wurden, in einen Bereich, den wir als wichtig erachten und entsprechend argumentieren können. Kunst und Kultur.

Doch vieles, das der Gesellschaft immaterielle Profite bringt, ist nicht marktfähig im Sinn von: für Geschäfte geeignet, die über Geld einen Return of Investment und einen materiellen Profit erbringen.

Im Kulturbereich wird vielfach Geld in einen immateriellen Gewinn konvertiert. Dabei „fördert“ der Staat mich nicht. Wenn ich mit öffentlichen Mitteln arbeite, ist das in der Regel eine Kofinanzierung durch den Staat. Keine hundert Prozent des nötigen Budgets, sondern ein Anteil. (Vollfinanzierung durch den Staat ist auf meinem Terrain die seltene Ausnahme, habe ich selbst noch nie erlebt.)

Manche liefern zu den Budgets bloß Stichworte. Woher kommen die Inhalte?

Wir, der Staat und ich. sind dann Kooperationspartner, die verschiedene Ressourcen einbringen. Der Staat trägt Cash und ein Maß an Verwaltungsarbeit bei. Ich bin eine primäre Kraft, erarbeite Content, so auch Konzepte, bin künstlerische aktiv, sorge für gelingende Umsetzungen, was unter Kulturmanagement fällt.

Es geht also in einem gemeinsamen Vorgehen immer auch darum, genau zu klären: worin besteht der Leistungsaustausch unter den beteiligten Personen/Formationen? Der Staat besteht bei den Deals auf einem „Fördervertrag“, in dem dieser Leistungsaustausch definiert wird.

Der Staat gibt sich das Recht, ein maximales Risiko auf meine Schultern zu legen, prüft meine Arbeit, um gegebenenfalls sein Mittel auch zurückzufordern, falls mein Berichte und Belege beanstandet werden. Und das will jemand Förderungen nennen? Was für eine dreiste Pose!

Ein Mäzen wäre mein Förderer. Falls er mir Ressourcen überläßt, weil er mir zutraut, daß ich etwas Relevantes damit anfange. Ohne von mir eine konkrete Gegenleistung zu verlangen und vertraglich festzulegen. DAS ist ein Fördern. Dagegen macht der Staat mit mir Deals.

Überblick
+) Kulturspange Gleisdorf
+) Kulturpolitik
+) Archipel (Ein Logbuch)

Über der krusche

jahrgang 56, freischaffend
Dieser Beitrag wurde unter Archipel, Kulturpolitik, Kulturspange Gleisdorf, Tesserakt abgelegt und mit verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.