Die Definition der Plätze im Zentrum Gleisdorfs halte ich für ein interessantes Stück Sozialgeschichte.
Das Rathaus in seiner alten (kleinen) und in seiner aktuellen Variante konnte offenkundig für den Platz davor (Florianiplatz) nicht namensgebend sein. Also liegt der Rathausplatz dahinter. Das hat inzwischen seine neue Schlüssigkeit, weil dort inzwischen der Haupteingang und das Service Center zu finden sind.
Das schließt den Komplex Forum Kloster (Rathausplatz 5) ein. Man könnte sagen, zwischen Rathausgasse und Franz Josefstraße liege der „Regierungsbezirk“ Gleisdorfs. Hinterm Rathaus findet man den Rathausplatz und das südliche Fragment des Florianiplatzes auf einer Höhe.
Nach Norden hin geht der Florianiplatz in den Hauptplatz über, wobei mir den amtlichen Sparkassenplatz noch niemand erklären konnte. Wie schon erwähnt, der ist eigentlich bloß ein Stück Fritz Hubergasse, mehr nicht. Historiker Siegbert Rosenberger notierte: „In den letzten Jahren vor der Fusionierung der Sparkasse Gleisdorf mit der Steiermärkischen Sparkasse im Jahr 2004, erhielt der westlichste Teil der Fritz-Huber-Gasse, zwischen dem Sparkassengebäude auf der einen und der Buchhandlung Plautz und interessanterweise der Volksbank-Filiale auf der anderen Seite, den Namen Sparkassenplatz.“
Mein vorheriger Text endet mit dem Satz „Aber was genau ist eigentlich ein Platz aus heutiger Sicht?“ Also hab ich einen Profi gefragt. Architekt Winfried Lechner ist unser Projektleiter im „Archipel“, er gab mir Auskunft. Zitat: „Der Platz hat eindeutig die Form eines südost-nordwest ausgerichteten Trapezes, wobei zur Vollendung des Raumes an der Nordseite die Häuserwand fehlt.“
Lechner weiter (mit einem kleinen Querverweis auf Camillo Sitte): „So schnell wird ein Trapez zum Trichter, ein vollendeter Platz zu einer rinnerten Angelegenheit. Floriani tröpfelt Richtung Norden quasi ins Gelände. Ein bisschen abgeschwächt wird der Mangel im Sinne Camillo Sittes durch die für Gleisdorfer Verhältnisse monströse Fassade des Sparkassenbaus. Die Gründer und Finanziers (heute: Investoren) des Gebäudes, wohlhabende und -meinende Bürger der Stadt, haben sich und dem Platzbild damit sicherlich Gutes getan. Nähert sich der aufmerksame Betrachter dem Platz von Norden stimmt das Bild.“
Vielleicht sollten wir zur Kenntnis nehmen, daß Gleisdorf nicht erst durch die neuen Geschäftsbezirke an seinen Rändern polyzentrisch wurde, sondern es vorher schon war. Lechner meint: „Stattlich bildet das Rathaus eine breite Schulter mit den offenen Gelenken Richtung Rathausplatz (wieder so einer, der streng genommen keiner ist)…“
Ich habe bisher erstens den Florianiplatz als ein Stück Stadtzentrum wahrgenommen, weil er sich vor dem Rathaus ausbreitet, zweitens liegt dahinter der Rathausplatz, drittens wäre da ja der Hauptplatz zu erwähnen. Nicht zu vergessen das alte Zentrum rund um die Marienkirche. Einst von einem Kloster verstärkt, überdies ein vormals populärer Wallfahrtsort, ergo auch ein wirtschaftliche relevanter Raum; nicht bloß durch die gewesene Hofmühle. [Fortsetztung]
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