Die Sache der Lyrik

Unterm Jahr 2023 traf Karin Klug eine Entscheidung, die in der Umsetzung zum Dezember hin schon sehr greifbar geworden war.

Autorin Karin Klug (Foto: Archiv)

Sie hatte beschlossen, sich dafür zu engagieren, daß Lyrik allgemein mehr Augenmerk erhält. Das hat gewiß einen von mehreren Gründen in der Tatsache, daß sie aktive Lyrikerin ist. Ihr Lyrikband „bleib da wenn du gehst“ (ISBN: 978-3-99110-984-6) steht für diese literarische Ambition.

Aber Klug zielt darüber hinaus. Das kann man von wenigstens zwei Seiten her betrachten. Es ist hier ein Engagement im steirischen Kulturbetrieb. Es ist da ein Aktivwerden im Gemeinwesen; und zwar über Ortsgrenzen hinaus.

Die Grazerin sagt dazu: „Die Lyrik aus ihrem Schattendasein holen. Das war das erste, das mir eingefallen ist, als ich gefragt wurde, warum ich das mache. Was mache? Die Lesereihe Lyrik.Treff.Punkt in der Steiermark aufbauen. Und natürlich: Menschen zusammenbringen. Ideen austauschen. Kunst schaffen. Gemeinsam Projekte starten. Der Kreativität Raum geben. Miteinander künstlerische Projekte jonglieren – Ideen. Worte. Töne. Bilder. Visionen.“

Das sind Nuancen in einem individuellen Entwurf der Teilhabe am kulturellen Leben des Landes. Eine Entscheidung zwischen völlig verschiedenen Positionen. Neigt jemand mehr zur Konsumation oder auch zur Partizipation? Also: aktive Teilnahme am Kulturgeschehen, wo manch andere bloß erwarten, daß jemand sie bedient. Klug präzisiert: „Darf ich auch sagen: die Welt verändern. Ein kleines bisschen. Besser machen.“

Das ist gar nicht so zurückhaltend angelegt, wie es scheinen mag. Wir lassen uns leicht von großen Gesten blenden, vom Wow-Effekt, vom „Epochalen“, das sich ohnehin erst, falls es sich überhaupt ereignet, im Rückblich identifiziert und beschrieben werden kann.

Derweil machen engagierte Menschen diese ständigen Schritte, von denen die Welt zwar nicht widerhallt, wodurch sich aber prozeßhaft verändert, wenn das ausreichend viele Leute tun. Klug ferner: „ Gemeinsam Neues schaffen – und nichts wird mehr sein, wie es bisher war. Gedanken, die Worte werden. Und Handlungen. Taten. Und wahrnehmbare Ergebnisse. Aus dem Innen ein Außen machen. Und damit das Innen berühren.“

Genau das trifft übrigens die Wurzel des Begriffes Poesie. Die Poiese. Etwas herbeiführen, das da vorher noch nicht gewesen ist. (Das altgriechische „poiein“ steht für erschaffen, hervorbringen.) Was aber das Innen und das Außen betrifft, bietet – neben der künstlerischen Praxis – auch Klugs Berufslaufbahn einige Bezugspunkte: Studium der Psychologie und Physiologie, Teilstudium Medizin.

Inzwischen arbeitet sie als Psychologin in freier Praxis und ist als Autorin tätig. Doch was hier eben Thema war, dieses Engagement für die Lyrik, bündelt Klug, indem sie die Steiermark-Repräsentanz „Gesellschaft der Lyrikfreunde“ übernommen hat. Die Netzwerk-Arbeit gedeiht, der Programmablauf für 2024 liegt in einer Erstfassung vor.

Zutat: „Das Zusammenarbeiten und Denken über verschiedener Kunstsparten hinweg hat mich seit jeher fasziniert. Lyrik. Oft ein paar Worte nur. Hingeworfen, scheint’s. In Bildern gedacht. Getanzt. In Körper verwoben. Bewegung. Zu Musik, zu Klängen und Tönen gemacht.“ Alles klar? Falls nicht, einfach dranbleiben! Es ist Work in Progress: „Schreibstube“.

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Über der krusche

jahrgang 56, freischaffend
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