Es ist unübersehbar, daß dieses Terrain bloß aus Verkehrsflächen und ein paar Gehsteigen besteht, zuzüglich eine kleine Verkehrsinsel mit dekorativen Requisiten, die an einen Dorfplatz-erinnern könnten.
Eine Statue auf einer Säule, ein Brunnen, ein Hydrant, eine Sitzbank, Blumenbeete. Im Frühjahr ein Maibaum, im Winter ein Weihnachtsbaum. Mehr finden wir dort nicht. Mehr hätte auch kaum Platz. Also habe ich bei der ersten 2023er Informationsveranstaltung gefragt: „Was ist denn das Platzhafte am Florianiplatz?“
Wir wissen es im Augenblick noch nicht. Ich greife ein altes Motiv auf. Fotograf Richard Mayr hat ein Glasnegativ, das mutmaßlich aus dem frühen 20. Jahrhundert stammt, mit einer aktuellen Ansicht überlagert. Das drückt etwas von der Entwicklung des Platzes aus.
Der Markt Gleisdorf wurde 1920 zur Stadt erhoben. Rund 100 Jahre davor bestand die Ostflanke des Florianiplatzes aus einer Häuserzeile, hinter denen Wirtschaftsgebäude lagen. Anschließend Hausgärten und Felder. So zeigt es der Franzizeische Kataster von 1822.
Nach Westen hin ist das Stadtgebiet bis zur heutigen Gartengasse verbaut, danach tut sich ein weites Feld der vermutlich namensgebenden Hausgärten auf. Siegbert Rosenberger: „Am Beginn des 19. Jahrhunderts führte ein Feldweg durch das Gebiet der Hausgärten der Anwesen am Florianiplatz und an der damaligen Ungarstraße.“
Auch südlich hinter dem Rathaus Gärten und Felder, denn das Kloster der Dominikanerinnen wurde erst 1882 gebaut. Das Rathaus in seiner heutigen Dimension wurde 1895 eröffnet. Die Volksmotorisierung Österreichs setzte dann erst Ende der 1950er Jahre ein.
Bis dahin dürfte die heutige B 65, damals Teil der historischen Strata hungarica (Ungarnstraße), keine Verkehrsprobleme aufgeworfen haben. Schließlich eine völlig neue Dominanz des Kraftfahrzeugverkehrs. Die machte sich also erst in der Zweiten Republik breit.
Zwischen 2006 und 2008 entstand hinter dem Rathaus unter anderem das Service-Center. „GSarchitects“ notierten: „Der Eingang zum alten Rathaus gewinnt an Bedeutung und bietet durch das Gegenüber zum Eingang in das Service-Center eine einfache und selbstverständliche Orientierung.“
Man könnte sagen, das Rathaus hat dem Florianiplatz den Rücken zugewandt. Mir wurde bisher noch nicht klar: Ist das die gute oder die schlechte Nachricht?
Dem war der „Mauerfall“ vorangegangen. Die letzten Ordensfrauen hatten das Kloster 1996 verlassen. Im Juni 1999 kaufte die Gemeinde das Areal von rund 14.000 Quadratmetern und ließ die umgebende Mauer abtragen.
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