Raab: Steg und Plattform

Ist eigentlich das Wort Ausflügler noch in Umlauf? (Ich hab es ewig nicht mehr gehört.)

Der Steg über dem Mäander.

Es führt ein Radweg durch das Raabtal, der sich nach dem Ort Rohr an der Raab zwischen weitläufigen Feldern verliert. Auf der Höhe des mächtigen Mäanders ist ein kleiner Rastplatz eingerichtet.

Zu diesem Ensemble gehört der Aussichtspunkt über dem Fluß. Und etwas erhöht, sozusagen im Salon mit seiner Sitzgelegenheit, ist ein kleines Plateau gerichtet, von dem aus man nicht nur auf den Fluß, sondern auch auf die Felder im Raabtal blicken kann.

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Träger, Gitter und Holzplanken. Alles, woraus sich stabile Stege bauen lassen, die Plattform überdacht. Man könnte sagen, es ist ein Steg, der über sich selbst hinausführt, dabei allen anderen Funktionen enthoben.

Das heißt, dieser Steg ist nur da, um Wahrnehmungserfahrungen anzubieten. Das wären, aus dem Altgriechischen „Aisthesis“ abgeleitet: ästhetische Erfahrungen. Hätte man noch ein Wegkreuz oder einen Bildstock dazugestellt, ließe sich all das um spirituelle Erfahrungen abrunden.

Links die Felder, rechts die Raab.

Im Wictionary heißt es unter „Bedeutungen“ ganz unaufgeregt, geradezu amtlich, der Ausflügler sei eine „Person, die einen Ausflug unternimmt“. Ich vermute, der Begriff wurzeln in Zeiten, als es anfing, den arbeitenden Menschen gesicherte Freizeit einzuräumen.

Davor mußte man in der agrarischen Welt auf kirchliche Feiertage oder Andachtszeiten warten, um von der Arbeit freigestellt zu sein. Ich gehe davon aus, daß da keine Ausflüge gemacht wurde. Man mußte Nischen oder Ausflüchte finden, um freie Zeit zu haben.

Die Landpartie dürfte dann wohl zu einem anderen sozialen Konzept gehört haben. Aber heute sind das ja keine Ausflügler, sondern Gäste und Touristen, also „Turis“. Dieser Raabtal-Wanderweg (R11) führt vom Ursprungsgebiet der Raab bis nach Jennersdorf, an die Grenze zu Ungarn.

Er wurde am 8, Mai 1997 eröffnet. Da frage ich mich, ob die beteiligten Tourismus-Managements darauf abstellten, daß die Deutsche Wehrmacht am 8. Mai 1945 kapituliert hat, womit ein verbrecherisches Regime sein Ende fand. Das wäre ja eines Festaktes werte gewesen. Aber wie ich meine Leute kenne, war das eher nicht der Grund für dieses Datum. (Siehe zu diesem Steg auch: „Der Mäander bei Rohr„!)

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Über der krusche

jahrgang 56, freischaffend
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