Wir sind nun in der Debatte rund um den Begriff „Helden“ an einem Kriegerdenkmal in Gleisdorf ein gutes Stück vorangekommen.
Dieses Denkmal befindet sich an der Südwand der Stadtpfarrkirche. Derzeit ist ein Kreis von Personen miteinander im Einvernehmen, zwischen denen sich langsam herauskristallisiert, wohin solche Verständigung führen kann.
Ich schätze dieses langsame Vorgehen, denn wir könnten zueinander kaum kontrastreicher sein. Hier gilt wohl sehr speziell: Was uns allenfalls trennt, ist leicht zu wissen. Es will geklärt sein, was wir teilen.
Da wäre etwa Pfarrer Giovanni Prietl oder Rupert Puchmann, der Stadtverbandsobmann des Österreichischen Kameradschaftsbundes. In der vorangegangenen Notiz konnten Sie Oberst Karl Bauer im Gespräch mit Theologin Adelheid Berger sehen. Bauer ist überdies Kulturreferent der Stadt Gleisdorf.
Hier sehen Sie auf dem obersten Foto Wolfgang Veit, der sich schon vor geraumer Zeit mit Pfarrer Prietl wegen des Denkmals verständigt hat. Außerdem Wolfgang Seereiter, der sich seit Jahren zum Thema „Zukunft braucht Erinnerung“ engagiert, dabei speziell das Gleisdorfer Mahnmal zum Todesmarsch ungarischer Juden betreut.
Das mag einen Eindruck geben, wie angebracht es ist, für eine gelingende Verständigung mögliche Ressentiments beiseite zu lassen, um einander erst einmal zuzuhören. Was den Kameradschaftsbund angeht, dessen Totengedenken wir im vorigen Oktober besucht haben, will ich sehr ernst nehmen, was daran bemerkenswert ist.
Ein erkennbares Bemühen um neue Orientierung. Was für eine anspruchsvolle Aufgabe, da diese Vereinigung mit einer stellenweise problematischen Vorgeschichte verknüpft ist. Wie Wolfgang Veit bei unserem jüngsten Arbeitsgespräch bezüglich Totengedenken konstatierte: „Das Wort Helden ist kein einziges Mal vorgekommen.“
Puchmann bei jener Zusammenkunft in Gleisdorf: „An den Soldatengräbern wird deutlich, wie zerbrechlich der Frieden ist.“ Das werde für uns „im Anblick jener, die nicht zurückgekehrt sind“, so anschaulich. Aktuelle Vorfälle zwischen Ukraine und Nahem Osten illustrieren, was damit gemeint ist.
Puchmanns Fazit beim Totengedenken: „Die Politik ist berufen, Konflikte zu lösen. Ich lade Sie alle ein, die Friedensarbeit mitzutragen.“ Das ist der Zusammenhang, in dem wir nun auch miteinander die Neudeutung des Kriegerdenkmals an der Kirchenwand erörtern.
Soweit ich sehe, ist das nicht für eine Ho-ruck-Aktion geeignet. Augenblicklich darf sich unsere Debatte in Ruhe entfalten. Es gibt keinen Grund, diese Dinge zu überstürzen. Unter anderem, weil ein möglicher Konsens bei so unterschiedlichen Menschen in einem komplexen Kommunikationsprozeß wurzelt.
Wolfgang Seereiter und Wolfgang Veit überlegen derzeit, wie eine symbolische Verbindung zwischen den zwei Orten der Erinnerung beschaffen sein könnte, dem Denkmal an der Kirchenwand und dem Mahnmal am Rathausplatz.
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