Das Arbeiten im Kollektiv ist aktuell nicht gerade eine Domäne des österreichischen Kulturvölkchens.
Bei Kunst Ost haben wir allerdings etliche Erfahrung mit den Modalitäten einer kollektiven Wissens- und Kulturarbeit. Ich könnte es bei Empirie belassen: Wir machen eben so lala und schauen, wohin uns das führt.
Oder wir folgen einer schlichten Anforderung, die ich aus den Gefilden der eigenständigen Regionalentwicklung mitgebracht habe: Aktion und Reflexion beieinander halten. Genau das ist unser Ding. Vor allem auch, weil der Blick von der Metabene her bei der laufenden Orientierung sehr hilfreich ist.
Hier liegt nun ein kleiner Essay vor, mit dem Kunsthistorikerin Mirjana Peitler knapp zusammenfaßt, was sich am Beispiel bisheriger Kunst Ost-Aktivitäten zum Thema sagen läßt. Das kommt gerade passend, da nun Kunst Ost seinerseits zum Teil eines größeren Ensembles geworden ist.
Im „Archipel“ geht es um Konzeptkunst, um Work in Progress, um eine komplexe Erzählweise. Peitler: „Der bis in die 1960er Jahre gültige Begriff des Kunstwerkes, das Repräsentation verlangt, ist durch die Idee des Kunstprojektes, das Präsenz fordert, ersetzt worden.“
Es wird oft allgemein nicht verstanden, was für mich Standard ist. Peitler: „Die Gruppe ist ein räumliches Phänomen, das auf Widerspruch oder auf Erweiterung hin orientiert tätig ist, indem sie die räumlichen Qualitäten durch eine Strategie mehrseitig ausgerichteter Isolation oder das Erobern und Aneignen eines Raumes, der politische Qualität besitzt, verändert.“
Sie können im Band #5 der Reihe „Kontext Kunst“
genauer nachlesen, wovon da die Rede ist:
Mirjana Peitler: Kollektive Kreativität
Das hat noch einen immanenten Aspekt. Ich würde selbst eine Arbeit nicht unter die Headline „Weibliche Intellingenz“ stellen, weil es mir als Mann nicht obliegt, das zu definieren. Zuerst muß es einmal heißen: Denken ist Denken!
Aber dann ist da durchaus eine ganze Reihe von Aspekten und Lebensbedingungen, die einen Unterschied machen, ob ich als Mann oder Frau in dieser Gesellschaft aktiv bin. Daraus ergeben sich Nuancen, Gewichtungen, Kontraste, die sehr wohl dazu führen, daß sich etliches an weiblichem Denken anders ereignet als das, was ich aus Diskursen unter Männern kenne.
Frauen definieren selbst, wie sich diese Kategorien zueinander verhalten. Nebenbei bemerkt, Mirjana Peitler ist Kunsthistorikerin, die ihr Studium in Graz bei Werner Fenz (†) absolviert hat. Aber nicht nur. Wenn wir uns begrüßen, sage ich üblicherweise „Hi, Boss!“ zu ihr. Das kommt, weil sie auch Technikerin ist. Und zwar in einer Position, da hört eine ganze Legion von Männern aufmerksam zu, wenn sie was zu sagen hat.
Peitler ist Functional Safety Expert bei Infineon Technologies; im Rang einer Direktorin. Das ist für mich zusätzlich interessant, weil sie eine profunde Kenntnis des Status quo hat, wenn wir über die Vierte Industrielle Revolution nachdenken und uns fragen, wo es technisch derzeit langgeht.
+) NID-Publikationen: Sammlung Krusche
+) Archipel (Ein Logbuch)