Wegmarken, Zeichensysteme im öffentlichen Raum, mit denen wir einander etwas mitteilen, sind statische Elemente von Codes, zu denen ein mobiles Codesystem im Kontrast steht.
Die statischen Code-Elemente beschäftigen mich grade besonders im Erkunden des Terrains, das ich mir in der Stadt Gleisdorf nun grob markiert hab. Damit meine ich eine Gesamtheit an Verkehrszeichen, wirtschaftlich begründeten Wegmarken und sakralen Objekten.
Ich werte Verkehrszeichen als diskrete Zeichen im Kontrast zu den oft marktschreierisch gehaltenen Markierungen der Wirtschaft. Auch kulturelle, vor allem sakrale Wegmarken (Wegkreuze, Bildstöcke etc.) sind vergleichsweise diskret.
Ähnliches läßt sich über das mobile Zeichensystem, die Kraftfahrzeuge sagen. Manche Elemente sind eher diskret gehalten, andere marktschreierisch aufgemacht. Für beide Sektionen gilt, daß sie uns etwas mitteilen, denn seit Paul Watzlawick dürfte als geklärt gelten: Man kann nicht nicht kommunizieren.
Was diesen Aspekt betrifft, habe ich eben ein eigenes Booklet zusammengestellt: „Paparazzo“ (Das lebende Museum. Ein kleiner Bericht aus der Wunderkammer). Das ist Band #2 in der Reihe „Raum Gleisdorf“.
Mit dem mobilen Codesystem meine ich – wie erwähnt – die Welt unserer Kraftfahrzeuge, der pferdelosen Vehikel. Ich hatte in der vorigen Notiz den Evolutionsbiologen Jared Diamond erwähnt, der Rinder und Pferde zu den „Großen Fünf“ der für Menschen bedeutenden Nutztiere zählt.
Das bedeutet, sie wurden uns nicht nur Nahrungsreserve, sondern vor allem Zugkraft als Wirtschaftsfaktor. Genau da docken Kraftfahrzeuge wesentlich an, also motorisierte Vehikel. Die sind aber darüber hinaus ebenso Medien von Subkulturen, Kommunikationsmittel, Objekte einer Volkskultur in der technischen Welt. Siehe dazu das Booklet „Rollendes Kulturgut, Band #1: Intrada” (Eine Begründung)
In diesem Zusammenhang ergibt sich weiters eine spezielle Kommunikationssituation zwischen Menschen und Zeichensystemen im öffentlichen Raum. Ich meine Kommunikationsakte während wir fahren, etwa aus dem Auto oder Bus heraus. Deshalb hab ich vorhin den Architekturtheorie-Klassiker „Learning From Las Vegas“ von Robert Venturi, Steven Izenour, Denise Scott Brown erwähnt.
2001, von links: Dokumentarfilmer Nikolaus Geyrhalter, Projektleiter Wolfgang Zinggl und Künstler Hartmut Skerbisch.
In Gleisdorf war das vor rund zwei Jahrzehnten ein Thema, als die „Wochenklausur“ in der Stadt tagte und ich mit meiner damaligen „praxiszone kunstraum.gleisdorf“ darauf eingegangen bin. Ein wesentliches Fazit jener Ereignisse war die Feststellung, daß Gleisdorf auf eine Art mit Tafeln, Wegweisen und sonstigen Hinweisen zugeknallt wurde, daß es mehr Verwirrung stiftet, als es nützt.
Ich kann nicht feststellen, das habe sich bemerkenswert gebessert. Also gehe ich an den Rand der Stadt und wende mich erst einmal den diskreten Zeichen zu, die an der Peripherie eine grundlegend andere Kommunikationssituation ergeben, als etwa jener geradezu besinnungslos beschriftete Teil der Ludwig Binder-Straße, wo er am GEZ entlangführt. [Fortsetzung: Teil III]
Übersicht
+) Vorlauf: Diskrete Zeichen I
+) Diskrete Zeichen (Übersicht)
+) Archipel (Ein Logbuch)