Archipel: Diskrete Zeichen

Manchmal renne ich durch die Gegend, um über visuelle Eindrücke für ein Vorhaben einen Punkt zu finden, den ich als Referenzpunkt markieren kann.

Der Referenzpunkt: Von hier gehe ich in meiner Skizze aus.

Diese Erkundung braucht einen Ausgangspunkt. Ich bekomme sowas nicht durch Grübelei, sondern durch absichtsloses Schauen. Es läuft über die Bereitschaft zu einer visuellen Überraschung. So wurde es der Spitz eines alten Lagerraums an einem Bahndamm.

Ich hatte eben erst begonnen, diese Geviert-Sache mit Fotograf Richard Mayr zu debattieren. Der ist im Moment wieder auf Reisen. Da kam von unterwegs nun dieses Foto: „Course Camaguaise“. Das paßt gut zu meinen Überlegungen, weil Raum, Raumüberwindung und Mobilität Aspekte meines Themas sind.

Wie passend, daß der Mann auf dem Foto vor einem Stier herrennt, dem stärksten Tier auf unserem Kontinent. Deshalb wurden die Stiere zu Ochsen verschnitten; um ihr Temperament zu zähmen, ihre enorme Zugkraft nutzbar zu machen.

Course Camaguaise (Foto: Richard Mayr)

Evolutionsbiologe Jared Diamond zählt Rinder zu den „Großen Fünf“ der für Menschen bedeutenden Nutztiere, sieht sie in der Zeitenfolge an dritter Stelle. Und zwar nach Schaf und Ziege, aber noch vor Schwein und Pferd.

Man muß das nicht unbedingt wissen, ich aber schon, denn Mayr und ich haben vor einer Weile zu untersuchen begonnen, was denn die Stadt als unser Lebensraum sei und worauf beruht, was wir heute an Annehmlichkeiten eines urbanen Lebens genießen dürfen. Dazu sind derlei sozialgeschichtliche Details von Relevanz,

Hier spielen auch die „Wegmarken“ eine Rolle. Einem Teil dieses Genres, vor allem sakralen Beispielen, haben wir ein Buch gewidmet. (Der übrige Wegmarken-Bereich ist noch offen.) Darum geht es ferner in meiner „Matrix der Gewässer“.

Ein von seiner Funktion befreites Zeichen an der Strecke.

Jenes dem Leben so zuträgliche Geflecht hat im Siedlungswesen große Bedeutung. Ich hab ferner mit „Transitionen, Gleisdorf West“ und „Das stille Viertel“ schon begonnen, einen Stadtteil Gleisdorfs zu betonen, der mich aktuell besonders interessiert. Dazu gehört die Notiz “Gesetzte Zeichen”. (Siehe die Links am Seitenende!)

Dort finden Sie den Architekturtheorie-Klassiker „Learning From Las Vegas“ erwähnt, also: „The Forgotten Symbolism Of Architectural Form“ von Robert Venturi, Steven Izenour, Denise Scott Brown.

Da versuche ich gerade zusammenzudenken, was der versierte Architekt Joachim Karner längst vergessen hat, weil er in seiner Disziplin woanders angekommen ist. Gleisdorf und Las Vegas? Raum bewältigen, Raum überwinden, Teile davon kodifizieren, also auch mit Zeichen bespielen, Kommunikationsakte. Ich hatte eben erst ein Gespräch mit Karner und mit Malerin Monika Lafer, da sagte er so nebenbei einige Sachen, fast wie Axiome, Feststellungen, die sich aus seiner Praxis ergeben.

Architekt Joachim Karner und Malerin Monika Lafer.

Ich muß aber demnächst noch nachfragen: „Was hast Du da gesagt? Wie war das gemeint?“ Ja, ich bin Autor, also wäre die Frage angebracht: „Was schert Dich das?“ Ich hab an anderer Stelle Künstler Hartmut Skerbisch (†) erwähnt. Von ihm blieb mir diese Forderung erinnerlich: „Ein Satz muß im Raum bestehen können.“

Na, freilich war das metaphorische gemeint. Genau da treffen wir uns eventuell. An einer Schnittstelle individueller Kompetenzen und Betrachtungsweisen. Um im Blick auf ein Stück von Gleisdorf die Stadt anders zu sehen als davor. Und die „Diskrete Zeichen“? Ja, darauf komme ich noch. Aber das ist hier schon angelegt. [Fortsetzung: Teil II]

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Über der krusche

jahrgang 56, freischaffend
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