Rechtsruck: Ist die Kajot pro Hamas?

Marx rotiert im Grab. Stalin klopft sich amüsiert auf die Schenkel, grinst und murmelt: „Ach, die Kinder!“

Militärexperten auf Groschenheft-Niveau.

Geht man weit genug nach links, kommt man offenbar rechts an. Wie doof muß man denn sein, um angesichts dieses aktuellen Verbrechens der Hamas via Medien eine heroische Losung rauszuhauen? Nämlich: „Am Morgen des 7. Oktober begann ausgehend von Gaza die größte Militäroperation des palästinensischen Widerstands der letzten Jahre.“

Auf der Website, die ich als Quelle nutze, sehe ich „Kommunistischer Aufbau”, „Kommunistische Frauen” und „Kommunistische Jugend” unter einem Dach vereint. Das werden also verschiedene Sektionen der gleichen politischen Bewegung sein. Daher neige ich nun nicht dazu, sie als getrennte Lager zu betrachten, sondern als eine Interessensgemeinschaft, die aktuell mit verschieden verteilten Rollen auf die Bühne geht.

Militäroperation?
Gut bewaffnete Hamas-Leute überfielen unbewaffnete Zivilisten, ermorden eine noch unbestimmte Zahl derer sofort, nahmen andere als Geiseln und verschleppen sie, versteckten sich zwischen Zivilisten ihrer eigenen Ethnie, die sie als Schutzschilde mißbrauchen. Das hat mit Militär nichts zu tun! (Miles: der Soldat.) Freischaren sind alles andere als eine reguläre Arme. Renner und Brenner sind keine Soldaten, sondern Banditen.

Das ist also auch nicht „heroisch“, das ist nicht „soldatisch“, das ist infam. Wer immer in den Reihen von Österreichs „Kommunistischem Aufbau“ gerade den Verstand verloren hat, publizierte ferner: „Sowohl in Bezug auf die eingesetzten Mittel und Widerstandskämpfer:innen als auch im Bezug auf die erreichten taktischen militärischen Erfolge sucht diese Operation in den letzten Jahrzehnten ihresgleichen.“

Taktik ist eine Kompetenz. militärische Formationen im Gefecht zu führen. Hier: gegen Nichtkombattanten. Mit automatischen Waffen ausgerüstete Freischärler, die in einer gut koordinierten Kommando-Aktion unbewaffnete Zivilisten angreifen, ermorden, sind keine Freiheitskämpfer, sondern Verbrecher. (Selbst eine trainierte und adäquat gerüstete Polizeieinheit würde in so eine Konfrontation nur äußerst bedacht hineingehen.)

Die launigen Aufbau-Nachbarn zeigten dann gleich, wie Whataboutismus geht. Zitat: „Die KJÖ stellt sich ganz klar gegen Verbrechen gegen Zivilist:innen. Wir verurteilen Angriffe auf zivile Einrichtungen durch die islamistische Hamas. Wir verurteilen ebenso Angriffe auf zivile Einrichtungen durch die Israelischen Streitkräfte.“

Revolutionäre Wohlstandskinder in Pose.

Wie gesagt: Whataboutismus! Man könnte sich ja erst einmal mit dem akuten Verbrechen befassen. Aber nein, da wird im selben Posting gleich der ganze Nahostkonflikt aufgerollt und mit Polemik keineswegs gespart, wo kühle Sachlichkeit angebracht wäre. Zitat: „Wer von Unmenschlichkeit seitens der Hamas spricht, darf jedoch nicht schweigen, wenn Israel völkerrechtswidrig über zwei Millionen Menschen…“

Bitte etwas Trennschärfe, sonst wissen wir nicht, wovon wir reden! Die erregten Hamas-Exegeten in den Reihen der KJÖ konstatieren etwa: „ Dennoch ist Israel nicht das Opfer in dieser Situation.“

Wie bitte? Das lese ich wie die Geschichte vom Mann, der gerade seine Ehefrau erstochen hat und auf dem Wachzimmer flennt: „Aber sie hat mich provoziert!“ Oder! Ist das nun ein Nationalismus-Revival a la 19. Jahrhundert? Unterscheiden wir also weder zwischen Ethnos und Demos, noch zwischen dem Staat und den Menschen?

Ein Agent der Blödheit könnte natürlich übersehen, daß hier beide das Ziel der Attacke waren, der Staat und die Menschen. Es wurden israelische Zivilpersonen massakriert und es wurde der Staat Israel angegriffen, weil diese Kommando-Aktion eine Spirale des Konflikts nach oben dreht und die gesamte Region einen deutlichen Tick instabiler macht.

Das ist freilich auch die Logik von Warlords und die Strategie von Terroristen, jedoch nichts an Lösungsansatz für irgendein Problem. Wir haben es bei der IRA in Irland gesehen, bei der ETA in Spanien. Viele Kommandanten brauchen keinen Frieden, keine politische Lösung.

Hisbollah-Tunnel (Foto: IDF Spokesperson’s Unit, CC BY-SA 3.0 Deed)

Die Eskalation hat strategische Gründe und Wirkungen nach allen Seiten hin, selbstverständlich auch Richtung der palästinensischen Ethnie selbst, die dadurch grade einen brutalen Schub an Druckerhöhung hinnehmen muß. Das wird den Warlords nützen, um sie als unverzichtbar zu betonen.

Partisanen-Groove
Rebellen? Befreiungsarmee? Nebbich! Rebellen greifen die Kaserne einer verhaßten Staatsmacht an? Wissen wir. Rebellen greifen den Militärkonvoi einer verhaßten Staatsmacht an? Wissen wir. Rebellen greifen die Polizeistation einer verhaßten Staatsmacht an? Wissen wir. Aber Wehrlose zu überfallen hat damit überhaupt nichts zu tun.

Nebenbei bemerkt: Was wir auch noch kennen, denn ich bin Menschen aus beiden Lagern begegnet, sind südslawische Partisanen, die der Nazi-Armee schwere Schläge verpaßt hatten und nach 1945 zur Gründung eines neuen Staates beigetragen haben.

Über die politische Qualität der Veteranen jener Befreiungsarmee, die Tschetniks und Ustaschen eingerechnet, brauchen wir jetzt wohl nicht zu diskutieren. (Ich sage nur: Srebrenica.) Ist sonst in Europa ein Beispiel bekannt, wo Rebellen einem Volk zu Frieden und zu einem Nationalstaat verholfen haben?

+) Rechtsruck (Übersicht)

Postskriptchen
Dieser Satz „Jeder der uns Sympathie mit der Hamas unterstellt, macht das bewusst um unsere antiimperialistische Positionierung zu diffamieren.“ beeindruckt mich überhaupt nicht. Ich halte das für eine rhetorische Verzierung in einer Aufraffung, die das Mordunternehmen der Hamas als Anlaß benutzt, um sich selbst wichtig zu machen.

Über der krusche

jahrgang 56, freischaffend
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