Ich hab Ihnen hier schon einige frühe Exemplare der Scooter-Historie gezeigt, die in den 1940er Jahren dem Thema Volksmotorisierung gewidmet waren.
Schluß mit der Strampelei auf Fahrrädern! Mehr Reichweite, besserer Wetterschutz, passable Transportkapazität, komfortables Handhaben. Und das möglichst ohne einen Führerschein zu brauchen. Das war die Richtung, in der sich jener Teil der Geschichte entfaltete.
Ich hab hier den Gianca Nibbio 100 und den ISO Furetto schon gezeigt, auch eine frühe Vespa. [Link] Geballte Rundlichkeit, um dabei typische Scooter-Merkmale herauszubilden: verhüllter Motor, Trittbretter, Schürze, freier Durchstieg, ein wenig Laderaum.
Der Puch Lido-Roller (links) und der ursprüngliche Suzuki-Scooter.
Die Roller von Puch waren nie in Gefahr, vom Design her mit einer Vespa verwechselt zu werden. Doch die Wespe war derart stilprägend, daß sie im jungen Scooter-Revival auf viele Weisen formal kopiert wurde. Manche Anbieter werben sogar mit dem Vespa-Look; zum Beispiel: „Veleco ZT63 – Elektroroller im Vespa-Stil“.
Die letzten amtlichen Puch-Scooter basieren auf eine Konstruktion von und Kooperation mit Suzuki, im spanischen Avello für Österreichs Behörden passend gemacht. Ich hab den Puch Lido hier schon gezeigt, auch einen Gleisdorfer Zufallsfund, das japanische Original. (Siehe oben!)
So scharf geschnitten konnte man also vor rund 30 Jahren antanzen. Ich hab zu jenem Design allerhand Abschätziges gehört. Aber was haben wir aktuell auf dem Schirm? Ein großer Teil der Fan-Gemeinde möchte im Scooter-Land am Rundlichen festhalten. Publikumsgschmack zählt und wird bedient.
Andrerseits geht immer irgendwer über die Grenzen von Konventionen hinaus. Aktuelles Beispiel: Ich hab dem Infinite Machine P1 hier eine Seite gewidmet: [Link] Dort findet man erwähnt, daß ihn manche Leute gerne mit dem Cybertruck von Elon Musk vergleichen, ich aber eher an den Tumbler von Batman denke. (Sehen Sie selbst!)
Links der Tesla Cybertruck. (Foto: u/Kruzat, CC BY-SA 4.0 Deed)
Rechst der Tumbler, ein Batmobile (Foto: Prayitno, CC BY 2.0 Deed)
Solche Art von Flächen und Kanten sind mir von früher her vor allem durch die Stealth-Technik geläufig, wobei es darum geht, daß militärisches Gerät für Radar möglichst unsichtbar wird. Ein F-117 Nighthawk, wie er in den 1970ern entwickelt wurde und 1982 erstmals geflogen ist, hat dieses flächtig-kantige Erscheinungsbild.
Ein atemberaubendes und sehr anschauliches Beispiel aus der jüngeren Vergangenheit ist die USS Zumwalt, ein Kriegsschiff der United States Navy. Man möchte meinen, der Infinite-Scooter sei gemacht worden, um dort unter Deck seine Dienstwege in den Gängen des Schiffes zu erledigen.
Da wirkt also das Prinzip „Form follows function“, wie es aus dem 19. Jahrhundert überliefert wurde. Dann kommt Lifestyle ins Spiel und Design hievt so eine Formensprache in unseren Alltag.
Natürlich saßen da in Japan einst keine Propheten, sondern im Design werden verschiedene Konzepte oft mehrfach durchgespielt, werden auch Zitate gemacht, Anleihen genommen. Was sich zwischenzeitlich auf dem Markt durchsetzt, erinnert uns manchmal an etwas, das schon einmal dagewesen ist. Nur ab und zu, sehr selten, taucht etwas auf, da meint man, es sei noch nie da gewesen.
— [Scooter: Piaggio, Puch und Popkultur, ein Rückblick] —
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