Episode XXXII: Macht (Einige Details)

Ich verwende für unsere Betrachtungen eine sehr reduzierte Definition von Macht und hege Zweifel, ob man Gewalt dabei einbeziehen sollte.

(Siehe dazu das Postskriptum am Seitenende!)

In meinem Sinn drückt sich Macht darin aus, daß man einen bevorzugten Zugriff auf Ressourcen hat und auf das Verhalten von Menschen einwirken kann, sie zu Vierhaltungsänderungen bewegt. Dazu ist Terror, also momentane Genweltanwendung, nur sehr begrenzt geeignet. Gewalttätigkeit hat als Androhung nur kurzfristige Wirkung.

Sie ist letztlich wie der Boss im gleichen Zimmer. Verläßt er den Rum, schließt sich hinter ihm die Tür, ändert sich die Situation im Zimmer. (Ich lasse bei diesen Überlegungen große Drohszenarien wie atomare Hochrüstung beiseite.)

Unsere gängigen Konzepte von „Helden“ sind hauptsächlich Mythenstoff und Ideologie, freilich ebenfalls verbreitet, um auf das Verhalten von Menschen einzuwirken. Das Vorbild, das Rollemodell, die Heilige… Das Ideal als Referenzpunkt moralischer Verhaltensempfehlungen.

„Martin hat Tito gesehen“ (Grafik von Nikola Dzafo)

In meiner Sichtweise ist der Held nicht mächtig, sondern wirkmächtig. Er wird dann auch eher nicht als Anführer, Landesfürst, Monarch eingesetzt. Um jüngere Beispiele zu nennen, Adem Jashari war ein kosovarischer Rebell und Anführer gegen Serbien, kein Präsident. Jane Sandanski war ein bulgarischer Revolutionär gegen die Herrschaft der Osmanen, aber kein Präsident.

Oder ein steirisches Beispiel: Koloman Wallisch war zwar als Politiker Abgeordneter zum steirischen Landtag, schließlich auch zu Österreichs Nationalrat, starb aber als verurteilter Widerstandskämpfer am Strang.

In solchem Sinn erscheint mir bemerkenswert, weil auch kein Haudegen: der Bauer und Widerstandskämpfer Franz Jägerstätter. Er wäre bereit gewesen, als Sanitäter zu dienen, weigerte sich aber beharrlich, in Waffen zu gehen. Das brachte ihn unter das Fallbeil.

Klassischer Haudegen: SS Obersturmbannführer Otto Skorzeny.

Lange bevor ich etwas von Jägerstätter oder Wallisch gewußt hab, war mir der SS Obersturmbannführer Otto Skorzeny ein Begriff, dem eine Sondereinheit der SS unterstand, die den in Italien inhaftierten Mussolini zu Hitler bringen sollte.

Der Spruch „Pinki hat Tito gesehen“ („Pinki je video Tita“) wird hier vermutlich kaum jemandem etwas sagen. Boško Palkovljevi?, genannt Pinki, war ein Partisan, der die Nazi bei ihrem Balkanfeldzug, aber auch deren kroatische Verbündete, die Ustaschen, zur Weißglut gebracht hat.

Ich hatte dazu im Jänner 2010 notiert: „ab 1941 entkam palkovljevic einem ‚konz-logor‘, ist den ustaschen genauso abgehauen wie den tschetniks, hat brücken gesprengt und gegnern die kehlen durchgeschnitten, war also nicht bloß gegen die faschisten aktiv, denn während die nazi den balkan aufrollten, tobte dort auch ein erbitterter bürgerkrieg unter den südslawischen nationen.“

Novi Sad: Schule für Verkehrswesen, Pinki gewidmet.

Dann aber aus dem Gespräch mit einer Serbin: „boško palkovljevic dürfte ein ziemlich wilder hund gewesen sein. selbst wenn man einiges an legenden-potenzial abzieht, bleibt genug übrig, was einen satz illustriert, mit dem lilja die geschichte serbiens zusammenfaßte: ‚wir sind wirklich sehr gut im sterben.‘ ich erwiderte: ‚für’s leben braucht man natürlich andere qualitäten.‘ sie nickte.“ [Quelle]

Postskriptum
Das Einser-Foto entstammt einer meiner Insta-Notizen. „Diese kuriose Abstraktion: Eine alte Bandspange mit den gekreuzten Schwertern. Das ist so eine Frontkämpfer-Sache, also mutmaßlich ein Beleg, daß jemand getötet hat, aber auf jeden Fall mit dem eigenen Tod rechnen mußte. So eine Markierung, diese Verknüpfung mit dem Tod, kann – anders als die Spange – nicht abgelegt werden.“ [Quelle]

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Über der krusche

jahrgang 56, freischaffend
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