Ich hab mich in verschiedenen Episoden der laufenden Arbeit dem Thema und Motiv „Helden“ gewidmet. Es gibt aktuellen Klärungsbedarf, was mit diesem Wort bezeichnet sein will.
Derzeit ziehe ich es vor, den Begriff und die Rollenmodelle dorthin zu entlassen, woher wir sie bezogen haben. In die Mythologie. Mir sagt die Idee zu, daß wir eine Conditio humana kennen, innerhalb derer ein breites Spektrum von Verhaltensweisen durchlaufen werden kann. Dazu brauche ich keine Helden.
Dabei ist die außergewöhnliche oder sogar extreme Anstrengung ebenso Standard wie die Verweigerung oder Agonie. Erst der konkrete Kontext macht klärbar, welcher Wert dieser oder jener Verhaltensweise beigemessen werden kann.
Das ist außerdem von der Zeit und der jeweiligen Kultur abhängig. Ich stamme aus einer Tradition des Ideals „Der soldatische Mann“, von meinen Leuten zuletzt in verbrecherischer Weise realisiert, um selbst zu einem Mann der Republik zu werden.
Das läßt keinerlei Raum für heroische Posen. Wie man aus etlichen meiner Notizen erfahren kann, bin ich kein Pazifist. Ich arbeite an diesen Themen auf pragmatische Art. In der Konfrontation mit einem Aggressor kenne ich diese drei klassischen Optionen: 1) ausweichen, 2) abschrecken und 3) entwaffnen.
Das setzt in jedem Fall ein Potential an Wehrhaftigkeit voraus. Ich sehe mich mit diesen Möglichkeiten in der Tradition eine vorherrschenden Männerkultur. Ich interessiere mich zwar für einen weiteren Horizont, kann aber nicht einschätzen, ob mein restliches Leben reicht, um in ein anderes Lager zu wechseln.
Aber so viel ist mir klar, die heroischen Posen und der Krieg der Werte, dieses Alphabet der Menschenverachtung, sind gut geölte Vorbedingungen für Gewalttaten. Genau da ist auf jeden Fall die erste Blockade möglich, um jene Spirale zu stoppen, in der oft schon wenig später das Durchsetzen von Gewaltverzicht sehr schwierig ist.
Ich hab meine aktuelle Episode im Gleisdorfer „Zeit.Raum“ einmal mehr diesen Zusammenhängen gewidmet und am 10. August 2023 die „Episode XXXII: Helden“ (Eine Erörterung) eingerichtet. Dem gingen einige vergleichbare Schritte voraus, die ich noch separat in eine Übersicht packen werde.
Parallel hat Malerin Monika Lafer am 26. August 2023 im „Zeit.Raum“ Vol. 31 eingerichtet; mit der ironischen Deutung von „Helden im Nest“. Da heißt es unter anderem: „Und dann glauben wir auch noch, das als Einzelkämpfer mit – im günstigsten Fall – Ellbogentechnik durchzusetzen. Also Gewalt.“