Natürlich war Jochen Rindt ein Schnittpunkt in unserem Gespräch. Zeltweg, Spielberg, diese Orte sind mit dem Grand Prix des Autorennsports verknüpft.
Oktober 2023, die „Lange Nacht der Museen“: Bevor mein Part im dortigen Puchmuseum über die Bühne ging, ein Plauderstündchen, Querverweise… Fotograf Hans Georg Ainerdinger fragte mich unvermittelt: „Was bist denn du für ein Jahrgang?“ Ich: „1956.“ Er: „Dann mußt du für mich Jause holen. Ich bin ein 43er.“
Die Pointe daran ist für uns, die wir beide einst Lehrbuben gewesen sind, völlig klar. Das ist eine tradierte Hierarchie: Lehrling, Geselle, Meister. Der Geselle holt die Jause keinesfalls für den Lehrbuben, der Meister schon gar nicht.
Ainerdinger ist gelernter Schriftsetzer. Er bejaht meine Frage, ob er auch an der Linotype gearbeitet habe. „Aber mit Lettern auf dem Winkelhaken auch?“ Na sicher! Als Anfang der 1960er Jahre so ein Kraft in der Obersteiermark gebraucht wurde, setzte er sich in Salzburg auf seinen 125er Puchroller und kam mit 500 Schilling in der Tasche dort an.
Links: Winkelhaken mit Bleilettern. Rechts: die Klappkamera Kodak Retina.
Der Mann hat also 80 Jahre auf dem Tacho. Das ist speziell innerhalb des 20. Jahrhunderts eine atemberaubende Lebensspanne. Ich unterhalte mich recht gerne mit Menschen, die den rasanten Wandel der Medienwelt in jener Ära per Innensicht kennen. Mir was das durch meinen Vater schon in Kindertagen vertraut und mein Interesse an den Medien ist nie erlahmt.
Ich hab heute noch einen IBM Composer herumstehen, hab seinerzeit für Offset ungezählte Prints auf Standbögen montiert. Arbeit über dem Leuchtpult. Was ich immer noch weiß: die Reprokamera ignoriert zartes Blaßblau, aber Rot kommt als Schwarz.) Reminiszenzen.
Und Ainerdinger? Eines Tages geschah, was in der Regionalpresse ganz banal ist. Es gab für anstehende Geschichten wieder einmal zu wenig Leute. Also wurde der Mann vom seiner Chefin gebeten, das zu versuchen: hinfahren, ein paar Notizen machen, ein paar Fotos; ob er sich das zutraue.
Hat er natürlich. Immerhin war er zu seiner Firmung mit einem Fotoapparat beschenkt worden. Kodak Retina II S. Lustig! Mein Vater hatte mir in meiner Volksschulzeit eine alte Kodak Retina 1a, geschenkt. Eine Klappkamera.
Ainerdinger erwarb eine ganze Reihe von Kompetenzen für das Zeitungswesen, ging dabei auch speziell seinen persönlichen Interessen nach. Das ergab dann Kolumnen wie „Motorsportecke“, „Auto-Raritäten“, „Motor-Talk“.
Aus all dem resultierte eine Ausstellung, die er 2021 im Judenburger Stadtmuseum realisiert hat: „Murtal Motorsport“ (Die wilden Jahre). Das Booklet dazu hat er mir geschenkt, was mir zeitlich sehr gelegen kommt, denn Jochen Rindt ist gerade jetzt das Thema in meiner 32. Episode im Gleisdorfer Zeit.Raum… (Siehe zu Ainerdinger auch: „Motorsport: Wilde Jahre“!)
+) Episode XXXII: Die Startseite
+) Die 23er Scooter Session (Judenburg)