Vom 9. auf den 10. November 1938 brannten die Synagogen. Der Begriff Reichskristallnacht sollte in unserem Land niemandem unklar sein. Weshalb?
Weil jene Reichspogromnacht für einen angriffslustigen Antisemitismus steht, der in Österreich gerade wieder Aufwand hat. Diese Anmaßung bezieht aktuell allerhand Ermutigung aus dem aktuellen Konflikt, den die Hamas mit Israel losgetreten hat.
Ich gehe hier nicht näher auf die Ereignisse der letzten Tage ein. Wir Nachgeborenen haben in Österreich gut zu tun, die Konsequenzen dessen zu bearbeiten und zu bewältigen, was meine Eltern und Großeltern mitgetragen haben. (Ich befasse mich mit dem aktuellen Konflikt aber ausführlich in meiner Kolumne „Eurasien“.)
Ein Dokumentarfilm
Am 11. November 2023 erfolgt im Gedenken an jene Reichspogromnacht von 1938 um 19:25 Uhr auf ORF III die Erstausstrahlung eines Films von Fritz Aigner (Format Zeitgeschichte).
Vanessa Janisch notierte dazu in der „Woche“ vom 18. Oktober 2023: „Die Pianistin und Klavierlehrerin an der Gleisdorfer Musikschule Thaïs-Bernarda Bauer, die auch in der Crossoverjazz-Formation ‚Tuesday Microgrooves‘ spielt, komponierte die Filmmusik für eine berührende Fernsehdokumention mit dem Titel ‚Meine jüdische Familie’…“ [Quelle]
Es geht um eine konkrete Familie, um „Ihr Leben in Graz und ihre Auslöschung“. Wir sind dringend gefordert, uns Klarheit zu verschaffen, wie solche Prozesse funktionieren, in denen Mitmenschen erst einmal zu Gegenmenschen und dann zu „Nichtmenschen“ umgedeutet werden, um sie berauben und auch ermorden zu können. Wir haben solche Modi mit ihrer Dynamik keinesfalls verläßlich an die Kette gelegt. Der Spielraum ist beunruhigend.
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