Wer mir hier zum Thema „Archipel“ nun ein paar mal über die Schulter geschaut hat, wird verstanden haben, daß es im Kern um die Kunst geht.
Die Kunst als eine Schnittstelle zur Transzendenz. Aber diesseits jener Schnittstelle geht es freilich auch um eine Reihe von anderen Themen. Es wird vermutlich klar geworden sein, daß in unserem Vorhaben Geld eine Rolle spielt. Es sind ja versierte Menschen aus der Wirtschaft mit im Boot.
Die Metaebene beachten und bearbeiten wir ebenso, um Aktion und Reflexion beieinanderzuhalten. Durch die Besetzung der Runde mag deutlich machen, daß wir uns auf dem weiteren Weg auch gesellschaftspolitischen, sozialen und pädagogischen Fragen widmen werden.
Nein, nicht um eine Belehrungsanstalt zu konstituieren, sondern eher im Sinn der antiken Akademie, als einem Ort des Diskurses und des Austausches. All das auch mit Passagen, wo es um ein Herstellen und um ein Erschaffen geht, was zwei verschiedene Kategorien sind.
Daher werden wir uns beizeiten um physische Orte kümmern müssen, an denen dies und jenes sich ereignen kann. Unternehmer Werner Lafer sagte: „In Gleisdorf einen Raum schaffen.“ Das hat seine materiellen und seine geistigen Entsprechungen.
Unternehmer Adolf Rausch betonten: „Kunst muß sich nicht rechnen. Eine Immobilie schon.“ Das korrespondiert für mich mit jener Empfehlung aus der Antike, wonach sich Erkenntnis nicht bezahlt machen, sondern erweisen soll. Ein Hinweis auf den feinen Unterschied zwischen verschiedenen Währungen, in denen wir einen Leistungsaustausch abgelten.
Soziologe Nikolaus Dimmel unterstrich seinen bevorzugten Zusammenhang, wonach es ihm um „Kunst als sozialer Prozeß“ gehe, um Wege „sinnvoll tätig zu sein“. Dabei arbeitet er mit dem Pädagogen Franz Wolfmayr zusammen und beiden liegt an einem kollektiven Selbstvergewisserungsprozeß.
Wir müssen in unserer Runde nicht mehr erst klären, wie das mit künstlerischen Vorhaben in Resonanz kommt. Wer dabei meint, die Kunst sei etwas wie ein „Orchideenfach“, duftende Schöngeistigkeit, die sich eben nicht rechnen müsse, hätte a) Adolf Rausch falsch verstanden und b) offenbar noch viel zu lernen, womit man es bei Kunst zu tun bekommt.
Projektkoordinator Winfried Lechner betonte an einer Stelle des Gesprächs: „Gesellschaft passiert nie zufällig. In dieses Geschehen kann man sich einbringen.“ Wir hatten an jenem Tag Konsens, daß unser Vorhaben angelegt sein soll, interessierte Menschen stärker von der Konsumation zur Partizipation tendieren zu lassen.
Das ist übrigens auch ein gewichtiger kulturpolitischer Aspekt. Und die Kunst? Wir haben Übereinkunft daß drei Ideen den Ausgangspunkt des weiteren Geschehens bilden. Themen, auf die ich im Moment nicht näher eingehe, sondern jetzt nur die Titel nenne: 1) „opernfraktal/minimalzelle“, 2) „pionier rudel“ und 3) „ein versuch am Ort zu sein“. Das steht komplementär zum „Raum der Poesie“, an dem ich eben arbeite.
Winfried Lechner hat es so formuliert: „Wir haben jetzt diesen Punkt ‚N.0‘, den Nullpunkt einer Entwicklung ‚N‘, die nun konkret werden muß.“ Eine Metapher! In der Mathematik hieße das, die Menge der natürlichen Zahlen wird mit dem Symbol N bezeichnet. Wir nehmen die Null als natürliche Zahl, demnach bezeichnet ‚N.0‘ den Startpunkt von etwas.
Aber wie Sie hier schon sehen können, was als geistiges Gut über künstlerische Arbeit greifbar werden kann, beginnt für uns nicht bei Null. Wir sind uns einig, daß eine künstlerische Strategie von Marcus Kaiser zu einem Gebilde führt, das nun einmal gedanklich auf den Punkt N.0 gesetzt wird. (Fortsetzung folgt!)
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