Manchmal gibt es diesen Moment, in dem ich leicht erschrecke, weil mir plötzlich klar ist, wo wir angelangt sind, wobei mich überrascht, was es plötzlich ist.
So kann es sich auf einer Reise ereignen, die nicht an einem Ziel ausgerichtet wurde, sondern am Umstand des Reisens und an der Möglichkeit von Erfahrungen, die man dabei macht. Erfahrungen mit den Menschen, die einen begleiten, Erfahrungen mit dem Verlauf und mit den Passagen wie Orten, die man dabei hinter sich läßt.
Nein, keine Pilgerreise. Das ist ja gerade sehr populär. In der Literatur wäre es eine Quest. Eine Abenteuerreise. An einem Tag der Gespräche war das kurz angeklungen, als Künstler Joachim Eckl vom Begriffspaar Futur/Avenir sprach und ich dabei Futur/Aventuire verstand, was er mir lachend als ein kleines Mißverständnis zurechtgerückt hat.
Es ging um verschiedene Auffassungen dessen, was man unter Zukunft verstehen kann, andrerseits (in meinen Ohren) um die Forschungsreise, die Abenteuerreise. Das ereignete sich an einem gleichermaßen ausladenden, also großen, und einladenden Tisch des Technik-Büros Ingenos im Gleisdorfer Businesspark.
Es ist der Teil einer Runde, die Architekt und Projektentwickler Winfried Lechner vor einer Weile zusammengebracht hat. Das geht unter anderem auf einen „Indoor-Wandertag“ zurück, den einige von uns in den Hallen der vormaligen Textilfabrik Borckenstein absolviert hatten, auf rund fünfzigtausend Quadratmeter verbauter Flächen: [Link]
Nun also Eckl mit seinem Querverweis auf den Philosophen Slavoj Žižek, aber auch einige andere Verstrickungen in eine Welt des geistigen Lebens, die uns allerhand Schnittpunkte bietet. Von Eckl kam dann auch der Hinweis auf „archipelisches Denken“ (Édouard Glissant, Bodo von Plato etc.)
Dann war es aber Unternehmer Adolph Rausch, Siftungsvorstand der „Kärntner Kulturstiftung“, von dem in unserem Gespräch eine deutliche Betonung dieser zwei Kategorien kam, was wir schließlich als Festlegung betrachteten: Archipel und Proberaum.
Das wiederum bezieht sich auch auf ein Arbeitspapier: „Proberaum“ (Experimentalräume sinnstiftender Tätigkeit) von Nikolaus Dimmel & Joachim Eckl. Falls Sie nun meinen, die Sache sei nun aber ein wenig komplex geworden, das ist noch gar nichts!
Hier hab ich erstmals seit recht langer Zeit wieder erlebt, daß sich höchst unterschiedliche Persönlichkeiten aus ganz verschiedenen Metiers gemeinsam auf einen Diskurs einlassen, der einerseits in der Schwebe bleib, also auf der Metaebene, andrerseits aber auch auf eine konkrete Umsetzung im Raum realer sozialer Begegnung verweist.
Die Umsetzung eines Vorhabens, das sich aus unserer gemeinsamen Reise ergibt. So hab ich nun ein Setting, in dem ich erneut aufgreifen kann, was uns bei Kunst Ost schon einmal intensiv beschäftigt hat. Ein Wechselspiel zwischen Kunst, Wirtschaft und Wissenschaft.
Vor allem deshalb, weil ich davon profitiere, zu erleben, wie Menschen in ganz anderen Metiers sich Befunde über den Zustand der/ihrer Welt erarbeiten und wie sie dann mit höchst unterschiedlichen Strategien daran gehen, Probleme zu lösen, wahlweise Aufgaben zu erledigen. (Fortsetzung)