Vielleicht sollte ich begreifen, daß an der Situation nichts neu ist. Bloß der Umstand, daß die Social Media den Stammtisch und die Bassena in den öffentlichen Raum erweitert haben, macht stärker wahrnehmbar, was mich umgibt.
Ich hab die vorangegangene Notiz mit „Es ist ermüdend!“ überschrieben. Wenn man etliche in ihrem Denken so bequeme Wesen eine Weile begleitet, regt einen das nicht auf, es erschöpft einen. Weshalb? Weil sich da eine Miniaturgalaxie der ewig wiederkehrenden Motive und Sprüche auftut, die einem nichts zu denken geben, sondern einen bloß dösig machen.
Avatar Gotte Dabern liefert ein typisches Beispiel für derlei Anbetung des engen Horizonts. Das Beschimpfen Andersdenkender ist ohnehin Standard. Es bleibt beim Verkünden statt Begründen, man muß gar nicht mehr sagen, was und wen genau man eigentlich meint. „Die da!“ genügt völlig. „Die Anderen!“
Daß Gotte Dabern dann ausgerechnet den vermutlich nutzlosesten österreichischen Monarchen der letzten Jahrhunderte als Patron seiner Botschaft wählt, ist aufschlußreich. Der majestätische Beamte, unser Kaiser Franz Josef I., war wesentlichen Regierungsgeschäften nicht gewachsen, als Monarch des Weges ins 20. Jahrhundert weitgehend untauglich.
Als Boss der Firma Habsburg-Lothringen trug er die Verantwortung für jene miserable Außenpolitik Österreichs auf dem Balkan, die eine Kettenreaktion auslöste und die „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“ herbeiführte, den Großen Krieg von 1914.
Wenn uns also Avatar Gotte Dabern mitteilen wollte, daß er von Österreichs demokratisch gewählter Regierung nichts halten wolle, wenn er das mit einer politischen Niete wie Franz Josef I. promotet, dann ahne ich, mit welchem Genie ich es da zu tun habe. Von unserer Landesgeschichte keinen Tau, aber das „Vaterland“ verteidigen wollen.
So zeigen sich ja viele vaterländische Kräfte Österreichs. Das Respekt-Geschwafel mit beigefügtem Toleranz-Patent kursiert gerade wieder. Scheinkämpfe und Ömpörung. „Ich als Bürger der Republik Österreich…“
Was genau will denn das heißen, dieses „Respekt“ gegenüber „meiner Kultur, meiner Sprache, meinem Land und meiner Familie“? Worauf bezieht sich dieser Wunsch denn? Da erklingt dann lustigerweise Musik von „DJ Ötzi“ oder „Die Seer“. Ich finde auch sonst keine Hinweise auf wenigstens einen Hauch Belesenheit, Kenntnis österreichischer Literatur, Musik, was auch immer.
Dieses Geschwafel sagt bloß: „Laßt alles so, wie es ist und laßt mich in Ruhe! Stört mich nicht mit ungewohnten Wasauchimmereien!“ Und zwischen allem einmal mehr FPÖ-Aktivismus, der mich an den „Stürmer“ erinnert.
Ja, wo kämen wir den hin, wenn die Gewaltenteilung ernst genommen werden sollte? Wo sind wir denn, daß Kräfte des Journalismus kritische Fragen stellen und das kommentieren, was wir tun?
Verstehen Sie mich recht! Ich hab kein Problem mit der Unterhaltungsindustrie. Menschen sollen sich nach eigenem Geschmack unterhalten und mögen sich privat auch ihre bevorzugten Feindbilder gönnen. Das schert mich nicht, muß in der Demokratie Platz haben.
Wer sich aber zu „Unser Land“, „Unsere Sprach“ oder „Unsere Kultur“ öffentlich aus dem Fenster lehnt, steht mit der Qualität der eigenen Ansichten auch öffentlich zur Diskussion.
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