Wenn man exponierte Personen des regionalen Rechtsrucks über längere Zeit begleitet und den Ausdruck ihrer Weltanschuungen dokumentiert, fällt es zunehmende schwer, dabei wach zu bleiben.
Das plätschert endlos dahin, hat seine Mantras und seine Klischees, zerrt an der Munterkeit. Etliche dieser summenden und brummenden Leute stufe ich als „Zierfische“ des hybriden Neofaschismus ein. Damit meine ich Menschen, die sich mit simplen Denkvorgängen hervortun, dabei problemlos Schleifen ziehen oder gleich im Kreis rennen.
Von deren Einwirkungen auf die öffentlichen Diskurse profitiert der Neofaschismus, ohne daß diese Personen ideologisch fundiert sein müßten oder sich selbst als Personal solcher Agitation einschätzen würden.
Das heißt, es gibt eine Art der Wichtigtuerei via Social Media, die ist nicht Ausdruck eines kohärenten Denkmodells der jeweiligen Person, sondern eine Art buntes Kostüm; wie ein Flicketeppich übernommener Meinungen und Ansichten zum Überziehen.
Da wird zitiert was das Zeug hält, um sich mit einer Ansicht zu zeigen. Ganz egal, daß diese Ansicht oft schon die Kopie einer Kopie einer Kopie ist. So spart man sich die Mühe, eigenes Denken in den Arbeitsmodus zu schalten.
Wie wenn man ein Kind, das Süßigkeiten mag, für eine Nacht in einer Konditorei einsperrt, so schnuppern diese Leute im Wabernden und Wallenden Angebot an Sinnsprüchen, Memes und kitschigen Bildchen. Sie greifen auf und hauen raus, was ihnen gerade zusagt.
Sagt alles und nichts, paßt also immer. (Erläuterung am Seitenende.)
Oft wird sowas zwischen Naturfotos sowie Bilder von Kätzchen und Hündchen gepackt. Zwischen all dem ferner diverse Zutaten aus den PR-Abteilungen der FPÖ, der AfD oder der MfG. Wie leidenschaftlich wird damit das übrige politische Personal des Landes angefochten, herabgewürdigt, aber auch die Republik selbst, also jenes politische Haus, in welchem die Demokratie wohnt.
Begleitet man Menschen aus jenen Milieu einige Zeit, entsteht der Eindruck, daß sie ungefähr die Lebenserfahrung und das Reflexionsnineau von Zwölfjährigen haben, also für ihr politisches Standing sehr schlichte und klare Bilder brauchen. Ich hab ganze Rudel von Sechzehn- bis Achtzehnjährigen erlebt, die wesentliche smarter unterwegs sind und einen schärferen Verstand einsetzen als diese emsigen Erwachsenen, deren Mitteilungsbedürfnis drängt und drückt.
Quassel-Champion Paulo Coelho gibt alles. (Erläuterung am Seitenende.)
Das nährt den Eindruck, ich befasse mich zu diesem Thema mit Volljährigen, die ihre Pubertät nicht aufgegeben haben und in genau diesem Sinn das Gemeinwesen aufzumischen versuchen. Damit meine ich, daß sie erkennbar keine Verantwortung für einen jener Bereiche übernehmen, auf den sie losschlagen. Sie sind einfach laut, provokant, bedenkenlos damit beschäftigt, soziale Prozesse zu belasten oder zu zerschlagen. Sie rechtfertigen das vor sich und vor der Welt mit dieser ermüdenden Sprücheklopferei, all dem Schwampf trivialer Memes und schlechter Grafik.
Ich muß das zur Kenntnis nehmen, denn in einer Demokratie darf man sich so gebärden, auch wenn gelegetlich das Gemeinwesen dann die Kosten übernehmen muß, falls solche Kanaillen abstürzen, weil ihnen ja für so allerhand die Kompetenzen fehlen. Aber ich brauche zwischendruch Pausen von solchen Beobachungen, sonst verödet einem diese Lektüre das Gehirn.
+) Rechtsruck (Startseite)
Erläuterungen
Wischen wir vom Gefasel ein wenig Pathos runter. Lassen Sie mich etwas amtlicher werden, dann stellen wir fest: Das alles wußten Sie eh schon längst, aber wenn Sie solche Memes ausstreuen, könnte Sie – vielleicht! – jemand für einen Philosophen oder eine weise Frau halten.
+) Zum Gefasel von Felix Baumgartner: Wünscht er sich einen Volksgerichtshof a la Freisler? Oder fordert er wieder einmal, was es ohnehin längst gibt? Man braucht ja nur einen strafbaren Tatbestand so beweisen, daß es vor Gericht standhält. Voila! In diesem Baumgartner-Modus reicht es freilich nur für: „Das Wasser ist naß!“
+) Woher weiß Osho das? Wir kennen diesen Modus längst: „Führer befiehl, wir folgen Dir! Der Rest ist Vorsehung.“
+) Streletzky sagt uns also: „Es ist immer immer, mach also was Du willst, wann immer du willst, das wird dann schon passen, nämlich immer!“
+) Coelho #1: Wußten Sie nicht? Alle Menschen können alles tun und das Wasser ist naß.
+) Coelho #2: Menschen haben Interessen und verfolgen ihre Intreressen. Gegen ihre Interessen wirst du bei ihnen kaum was erreichen, außer du hast Macht Deine Interessen durchzusetzen.
Postskriptum
Siese zu diesen Zusammenhängen auch: „Irmgard: Faselei und Gedankennebel„!