Scooter V: Der Boom

Motorroller sind ein Trend, der in den 1940er Jahre losbrach. Damals haben sich Konstrukteurs-Leistungen und soziale Anforderungen auf breiter Ebene getroffen.

Die Gegenwart von Roller und Rollermobil: Italiens Vespa und das oststeirische Graf Carello.

Das ergab nennenswerte Marktchancen. Ich meine, das Hauptmotiv erblühte unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg: Mobilität und größere Reichweite der Menschen durch preiswerte Motorisierung, teils ohne Führerschein. Und das mit erhöhtem Wetterschutz auf vielfach schlechten Straßen.

Die Volksmotorisierung per Automobil begann bei uns erst in den 1950ern. Dazwischen verkauften sich einige Zeit lang Zwischenwesen. Die Rollermobile, Bubble Cars. Noch keine vollwertigen Autos, wie schließlich der Fiat 600 und danach der Fiat Nuova 500 oder die Grazer Pucherln mit der Fiat-Karosse.

Zwischenschritt: Steyr Waffenrad mit Rex Hilfsmotor.

Die Strampelei auf dem Fahrrad grenzte im Alltagseinsatz der Menschen Reichweite ein. Die Aufrüstung von Fahrrädern mit Hilfsmotoren hatte Limits der Belastbarkeit dieses Fahrzeugtyps erreicht. (Sogenannte Leichtmotorräder wie die Puch Styriette erscheinen rückblickend als die Vorboten der Mopeds.)

Eine Transition
Mit den Produkten von Puch läßt sich die Entwicklung unserer Mobilitätsgeschichte zwischen den 1930ern und 1960ern darstellen: Fahrräder und Motorräder waren parallel zu hohem Standard entwickelt worden. Das Fahrrad mit Hilfsmotor und das Leichtmotorrad ergeben Zwischenschritte. Ein solides 125er Motorrad und ein 125er Roller markieren denn Beginn der neuen Ära mit der konstruktiven Weggabelung.

Populäres Rollermoped der 1950er: Lohner Sissy.

Das Genre Rollermobil/Leichtfahrzeug entfiel in Graz, den Lastenroller „Laro“ als Lückenphänomen ausgenommen. (Der dreirädrige Puch Condor J125 war ein Schweizer Produkt.) Es gab überdies „Versehrtenfahrzeuge“ wie die Meister Kabinenroller, in denen Puch-Motoren verbaut wurden, aber diese Fahrzeuge waren keine Produkte der STDPAG.

Ich meine, der Kategoriensprung vom Roller zum Auto wurde durch die Kooperation mit Fiat möglich. Dante Giacosa und Giuseppe Alberti hatten zwei großartige Leistungen hintereinander gesetzt: den Fiat 600 und den Fiat Nuova 500. Das wurden eben keine Bubble Cars, sondern vollwertige Autos auf recht kurzem Radstand.

Puchisierte Rollermobile: Meister Kabinenroller.

Durch die Nutzung der grundlegenden Bleche des 500ers (bei kleinen Karosserie-Adaptionen) war bei Puch eine Kalkulation möglich, die auf eine schmucke Cabrio-Limousine hinauslief, auf einen sehr effizienten Kleinstwagen mit vor allem vorzüglichen Bremsen zu einem hochkarätigen Motor aus Graz.

Im Scooter manifestierte sich also zwischen Mitte der 1940er und Mitte der 1950er eine reife Fahrzeugidee, die ein eigenes Genre ergab. Sozialgeschichtlich eine Ära der österreichischen Volksmotorisierung, also eines Kategoriensprungs in der Verbreitung von Kraftfahrzeugen.

Immer noch im Alltag zu finden: Puch „Daisy“:

Puch war im Roller-Fach keine Avantgarde, hat das Thema auch später etwas am Rand behandelt. Aber was an Rollermodellen und Rollermopeds aus Graz kam, erwies sich als hervorragend.

— [Scooter: Piaggio, Puch und Popkultur, ein Rückblick] —

+) Routen (Übersicht)

Querverweise
Siehe zum Hintergrund dieser Seite auch die Notizen
+) Moped-Vorboten (Kolibri und Styriette)
+) Markante Marke, marktgerecht (Was wurde aus den Puch-Radeln?)
+) Die schlanke 125er (Herbstliche Ausfahrt mit einer Klassikerin)

Über der krusche

jahrgang 56, freischaffend
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