Bei meiner Vorbereitung für den Vortrag im Puchmuseum Judenburg (2023er Lange Nacht der Museen) gab es eine Frage, die ich nicht beantworten konnte, weil sie mich bisher nie beschäftigt hatte.
Heinz Mitteregger, mein Gastgeber vor Ort, wollte wissen, wie es 1987 zu jenem Piaggio-Deal kam und ob die Puchianer vorher schon mit Piaggio zusammengearbeitet hatten. (Nein, hatten sie nicht.)
Außerdem mußte ich Insider befragen, ob meine These bezüglich Puch Typhoon stimmt. Das ist ein Scooter, der den Lido-Modellen folgte, der aber in keine Puch-Publikation erwähnt wird. Also nehme ich an, der Typhoon, den Piaggio produziert hat, trug zwar das Puch-Logo, denn dazu war Piaggio berechtigt, aber das Produkt hatte absolut nichts weiter mit den Puchwerken in Graz zu tun. (Das fand ich eben bestätigt.)
Als ich in Graz ankam, hatte Altmeister Fredi Thaler beide Hände grade in einem Haflinger-Getriebe. Wir setzten uns dann kurz in seine Laube und konnten meine Fragen durchgehen. Wie ich es mir gedacht hatte, der Puch Typhoon ist kein Puch-Scooter, sondern ein Italiener. (Man nennt sowas „Rebadging“ oder „Badge-Engineering“.)
Piaggio THP, Gilera Typhoon, Gilera Storm, Piaggio Typhoon, Puch Typhoon, suchen Sie sich etwas aus. Das Modell wurde in verschieden Länder unter verschiedenen Namen angeboten, in Österreich eben als Puch Typhoon. Aber wie erwähnt, das gehört vom Fahrzeug her nicht mehr zur Puch-Historie.
Jedenfalls gab es diese italienische Scooter-Familie ab 1993. (Folgegenrationen wurden bis 2020 gebaut.) Doch weshalb ist das eine andere Geschichte als jene der davor vertriebenen Puch Lido Roller, die von Suzuki entwickelt wurden?
Meister Thaler sagte mir, daß ich diese Dinge von Manfred Haslinger erfahren könne, rief ihn an und reichte mir das Telefon. Ich hatte Haslinger oft genug mit Thaler auf einem gemeinsamen Set erlebt. Die beiden sind bei ihren Projekten ein vorzüglich eingespieltes Duo.
Ausgangspunkt der Lidos war der Suzuki CS, den es ab 1982 gab. In Asien hießen diese Fuchzgerl Suzuki Gemma, in Großbritannien Suzuki Roadie. Haslinger war damals als Ingenieur im Versuch tätig und ist ins nordspanische Gijón (Asturien) geschickt worden. Dort war er bei Avello dafür zuständig, die Suzuki-Roller für Österreich zulassungsreif zu machen.
Das spanischsprachige Puch-Avello-Portal gibt mindestens auf der Bildebene einen guten Eindruck, was alles in dieser Kooperation umgesetzt wurde. (Dort hat man übrigens auch mit MV Augusta allerhand realisiert.)
Bei cybermotorcycle.com heißt es: „In 1970 Puch bought a 50% share of Avello. Subsequently the factory manufactured models with Puch engines and Avello frames, and later built Puch models of 50, 75 and 125cc.“ Wie aber Puch mit dem Zweiradbereich zu Piaggio kam erzähle ich das nächste Mal.
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