Von Monika Lafer
Kunstschaffende haben einen speziellen Zugang zu ihrer Materie: Die Gedanken kreisen ständig um Themen, mit denen sie sich mit ihren Mitteln befassen. Der Drang des Wissen-Wollens anhand einer Umsetzung ist permanent spürbar, vergleichbar mit etwas, das man Obsession nennt.
Aus meiner Befassung mit KünstlerInnen als Kunsthistorikerin weiß ich, dass Alltagsbewältigung, Vermarktung des eigenen Werkes und gesellschaftliche Anlässe für viele Kunstschaffende ein Graus sind. Lieber beschäftigen sie sich mit künstlerischen Inhalten und treiben ihre Themen voran. Solche Werke aufzuarbeiten bereitet mir große Freude, weil mit inhaltlicher Dichte zu rechnen ist.
Als bildende Künstlerin kenne ich das Thema Obsession nur zu gut. Ständig weiter, immer weiter, immer mehr verstehen, dabei besser werden, noch tiefer in die Materie eintauchen, neue Perspektiven und Zusammenhänge erfassen und wieder neu formulieren oder wieder von vorne beginnen.
Und es auch sein lassen müssen, wenn körperlich nix mehr geht oder die Hirnzellen kreuzschnapsen. In der Zeit vor der Staffelei werde ich nur dann übellaunig, wenn ich hungrig werde oder aufs Klo muss. Sowas unterbricht den Prozess und stört.
Nach wenigen Tagen Alltag ohne Kunst werde ich zu einer Belastung für mein Umfeld: Grantig, unrund – selbst wenn mir die Sonne aus dem Hintern schiene, würde ich mich beschweren, dass sie mich blende.
Also habe ich mir angewöhnt, in den Urlaub einen kleinen Teil meiner Arbeit mitzunehmen: Malrucksack mit Aquarellutensilien und Laptop für Texte als Kunsthistorikerin. Selbstverständlich ist meine Familie unendlich großzügig und tolerant bzw. ist mein Ehemann ganz ähnlich drauf, was seinen Beruf betrifft. Auch er hat seine Arbeit im Urlaub mit dabei. Und es geht mühelos – so lernt auch unser Sohn, dass Arbeit keine Belastung, aber auch keine Sucht ist, sondern ein Teil des Lebens, der Freude machen soll.
Die gezeigten Aquarelle sind eine Auswahl aus ein paar Tagen Aufenthalt im Süden. Entstanden während Wanderungen, beim Baden im Meer oder am Erforschen eines Flussverlaufs. Es sind immer wieder dieselben Motive, die mit Aquarellfarben erforscht werden wollen: Eine Betonruine vor Triest aus der Zeit des Ersten Weltkrieges, die langsam in sich zusammenfällt. Es gibt mittlerweile sicher 20 Aquarellversionen davon, und noch einige mehr, die zum Wegwerfen waren. Allerdings gab es immer einen Erkenntnisgewinn, um den es in solchen Prozessen letztendlich geht.
+) Die Bilder
Zeit.Raum Gleisdorf
+) Große Ansicht des Tableaus
+) Die Übersicht
Anmerkung
Das Wort „zwida“ ist österreichische Umgangssprache für „zuwider“ und meint eine grantige, unfreundliche Stimmung. Folglich hat man dann „einen Zwidern“. „Kreuzschnapsen“ ist ursprünglich ein Kartenspiel.