Wenn ich mit Künstlern über Kunst rede, dann heißt das, wir sprechen über unsere Arbeit und deren Bedingungen. Freilich gibt es höchst unterschiedliche Auffassungen, welche Positionen in solchen Fragen relevant seien.
Als ich eben zu Niki Passath und Jani Schwob geschaut hab, die in einem vormaligen Betrieb am Grazer Griesplatz ihre „Lughnasadh Session“ absolvierten, fiel mir das wieder auf: Seit ich mit Kunstschaffenden von Relevanz zu tun habe, war noch nie einer darunter, dem man das von außen ansehen würde.
Keine komischen Hütchen, keine grellen Brillenfassungen, keine schrillen Klamotten, kein auffallendes Verhalten. Das ist offenbar eine Domäne der Hobby-Leute, die sich demonstrativ unter die Flagge der Kunst reklamieren.
Wenn wir uns in unserer unbedeutenden Garderobe gegenüberstehen und über die Arbeit reden, ist das vermutlich dem vergleichbar, wie Installateure, Herzchirurgen oder Kriminalpolizisten beinander stehen, sich über ihre Hackn unterhalten.
Interessante Passath-Annahme: Niki ist überzeugt, daß heute ein junger Künstler, falls er drauf sei wie Baselitz, Richter oder Lüpertz, keinesfalls eine ähnliche Karriere machen könne. Was immer sich gerade auf dem Markt und in der Gesellschaft vorrangig bewähren würde, das sei meist nach gut zehn Jahren erledigt, von neuen Sensationen abgelöst.
Es leuchtet mir ein und es korrespondiert mit meinen Erfahrungen. Weshalb ist das wichtig? Wir sind uns einig, daß Kunstpraxis der Grundlagenforschung vergleichbar ist. Man stößt auf Fragen, bearbeitet sie mit künstlerischen Mitteln. Es ist ein Ringen um Erkenntnis. Würde man dabei – wann auch immer – auf das Beachten von Folgerichtigkeit verzichten, bliebe die Arbeit beizeiten ein Dekorationsgeschäft.
Wir stimmen auch überein, es in einem speziellen Punkt mit Lüpertz zu halten: Kunstpraxis ist ein Ringen um Qualität und Vollendung. Das macht einen Unterschied. Es ist ja ganz okay, wenn manche statt einer Obsession bloß Geltungsbedürfnis haben. Das führt bloß zu anderen Ergebnissen.
Ich find es übrigens etwas beunruhigend, wie radikal Passath in manche seiner Themen hineingeht. Aber das ist eben die Bürde des Verlangens nach Erkenntnis, die sich erweisen soll. Es bedeutet ja auch, man muß mit Irrwegen und Irrtümern zurechtkommen, ohne sich von der Aufgabe abbringen zu lassen.
Wir sind uns übrigens auch einig, daß Ausstellungen, Veranstaltungen, das Hintreten vor ein Publikum, nicht das Ziel der Arbeit ist, sondern ein Surplus. Das wird zuweilen sogar in der Kulturpolitik nicht verstanden. Der Wow-Effekt ist ebenso ein Nebenprodukt künstlerischer Praxis wie der Marktwert. Das sind keine vorrangigen Kategorien der Kunst, sondern soziale und wirtschaftliche Kategorien. (Wir werden darüber im Tesserakt-Kontext noch zu reden haben.)
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