Ich nehme an, das räumliche Denken mancher Menschen ist ausreichend leistungsfähig, um sich nach der Karte ein Stück Landschaft praktisch vorstellen zu können.
Ich aber hab da vor allem gesehen: Oh! Eine sehr große Schleife. Daher wollte ich mir diesen Mäander der Raab genauer ansehen. Kurzfassung: er ist weit größer als ich dachte und ziemlich unüberschaubar.
Da sich die Schlinge fast schließt, hat das innenliegende Terrain den Charakter einer Halbinsel. Derlei hatte ich näher bei Gleisdorf schon gesehen, auf der Höhe Takern. Doch die Fläche, wie sie dort umflossen wird, wirkt vergleichsweise kultiviert und ist ganz gut zu überblicken. Siehe: „Der Heimwerker-Steg“!
Das sieht dann nahe Rohr an der Raab völlig anders aus, zumal jener Mäander zwischen größeren Ackerflächen liegt, also keine Häuser in unmittelbarer Nähe stehen. Ich war von dort zerschrammt und mit zahllosen Gelsenstichen verziert heimgekommen, um nachzuschauen, was genau ich eigentlich gesehen hab.
Die Luftaufnahmen von Richard Mayr und die gemeinsame Erörterung dessen, was wir erlebt hatten, wird uns ein zweites Mal hinführen, um uns gezielter umzusehen. Anhand der GIS-Karten des Landes Steiermark läßt es sich nun passabel darstellen.
Die ausgewiesenen 2,5 Hektar sind also 25.000 Quadratmeter. Grob vereinfacht: fünf mal fünf Kilometer unwegsame Flächen. Laut Land Steiermark: „Über dem alluvialen Talboden lagern Graue und Braune Auböden, die früher zum Zeitpunkt der periodischen Überflutung durch Hochwässer als ursprünglichen Typus Auwaldserien in flächiger Ausbildung aufwiesen. Diese Weiden-Auen sind großteils zerstört.“
Die Grafik zeigt Ihnen, wie die Raab von Norden nach Süden verläuft. Da hatte sich ursprünglich diese Schleife herausgebildet. Irgendwann wird vielleicht ein natürlicher Mäanderdurchbruch stattgefunden haben, um die Schlinge als Altarm zurückzulassen.
Aber die Literatur besagt, hier befinde sich „eine alte Mäanderschlinge der Raab, die bei der Regulierung durch einen Damm vom heutigen Bachbett vollkommen abgeschnitten wurde“. Also war zuletzt menschliches Eingreifen entscheidend. Dann aber: „Ein Ziel sollte der Wiederanschluß an die Raab sein, da sonst alle weiteren Maßnahmen nur kurzfristig Wirkung aufweisen, wie die Verlandung der ausgebaggerten Ersatzgräben zeigt.“
Nun hat die Raab zwar auf dem kurzen Weg einen Durchfluß durch eine dort verlegte Dole, doch der Hauptteil des Wassers fließt heute wieder durch die Schlinge. Was ich vor Ort noch nicht verstanden hatte: am Ausgang des Mäanders biegt der Fluß noch einmal sanft nach Norden, um über eine kleine Landzunge nach Süden einzuschwenken.
Ich nehme an, diese Zunge wird mit der Zeit vom Wasser abgetragen werden. Die GIS-Grafik läßt diese Sektion gut erkennen. Ich hatte mich im Gestrüpp so massiv verheddert, daß ich zum südöstlichen Teil des Terrains gar nicht erst gelangen konnte.
Bei der nächsten Ausfahrt sollte ich vielleicht ein Buschmesser dabei haben. (Kleiner Scherz! Es ist ein Naturschutzgebiet. So ein Vorgehen wäre unangemessen.) Hier einige Motive mit einem kleinen Videoclip: „Raab: Rohr/Edelsbach, der Mäander“.
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