Ich führe derzeit eine Reihe von sehr speziellen Gesprächen, in denen mir daran liegt, das Komplementäre und das sich Überschneidende zu finden, wo Menschen mit ganz unterschiedlichen Lebenskonzepten, aus verschiedenen Berufswelten sich verständigen.
Nun eine nächste Erörterung mit Architekt Winfried Lechner, zu der nach einer Weile Fotograf Richard Mayr kam; beide unternehmerisch reichlich erfahren, und zwar in ganz anderen Dimensionen als sie mir vertraut sind.
Wenn ich von einem relevanten geistigen Klima spreche, in dem nützliche Beiträge zur Zukunftsfähigkeit eines Gemeinwesens erbracht werden, muß das sehr konkret werden. Es muß. Und zwar deshalb, weil mir Politik und Verwaltung nun schon oft zugemutet haben, daß derlei Begriffe ganz ohne nennenswerte Konsequenzen in unser Leben gestanzt werden.
Aber kann ich als Künstler damit rechnen, daß sich Geschäftsleute mit mir allenfalls auf einen Modus einlassen, der ins Ungewisse zielt? Ich kann! Denn hier ist es wie in vielen Fällen: Das klärt sich erstens darüber, mit welchen Intentionen und zweitens mit welchen Konsequenzen das angegangen wird.
Ich meine einen kulturell gewichteten Modus in diesem Sinn: Das kollektive Herangehen an das Unbeschreibbare.
Dann zeigt sich aber: Was genau anderes ist Unternehmertum, das über wenigstens den nächsten Horizont hinaus stabile bliebe? Sich auf Bereiche und Momente ausrichten, die im Grunde nicht vorhersehbar sind. Das Zeug dazu haben wir übrigens seit mindestens 70.000 Jahren, wie Artefakte belegen, die so gedeutet werden dürfen: symbolisches Denken.
Es ist eine Fähigkeit, Dinge zu denken, die es nicht gibt. Reflektieren, Schlüsse ziehen, planen, auch erfinden… Also! Zukunftsfähigkeit zielt ja genau auf das, was augenblicklich noch nicht gedacht werden kann.
Erscheint es da plausibel, daß sich inspirierte Leute aus Kunst, Wirtschaft und Wissenschaft zu manchen Fragen und zu manchen Vorhaben zusammentun? Um nämlich ihre Kompetenzen gemeinsam zur Wirkung zu bringen. Für mich ist das sehr naheliegend.
Warum kommt das so selten vor? Na, weil es – vergleichbar der Grundlagenforschung – auf kein bestimmtes Ergebnis zielt, das zu einem bestimmten Zeitpunkt bestimmte Wow-Effekte bringt, aus denen sich bestimmte Presseberichte ableiten lassen, die… Klar? Klar!
Aber wie soll sich ein Unternehmertum auf eine Art Forschungsstation einlassen? Und wie eine Wissenschaft, die heute vielfach vor allem darauf angewiesen ist, ihre Budgets selbst zu verdienen? (Das bedeutet: der Wirtschaft preiswerte Dienstleistung zu erbringen.)
Nein, ich muß hier nicht gleich Probleme der Welt oder Probleme Österreichs lösen. Wir führen jetzt einmal Gespräche, erörtern Fragen. Was mir aber weit wichtiger erscheint: Wir hören einander genau zu, was die Inhalte und Arbeitsgrundlagen der jeweils anderen sind.
Mir würde so eine Art imaginäres „Basislager Gleisdorf“ sehr zusagen, das einerseits die Qualitäten einer entlegenen Forschungsstation hat, anderseits der Ausgangspunkt für Expeditionen, für unterschiedliche Vorhaben ist. Ob wir so bei uns selbst ankämen, nachdem wir aufgebrochen sind? Die historische und literarische Wesen einer Quest. (Das vorangegangene Gespräch: „Tesserakt: Eine Dreiecks-Situation“.)
+) Tesserakt (Übersicht)