Es dürfte schon deutlich geworden sein, daß sich hier etwas zusammenbraut, was genau dem entspricht, das ich seit Jahrzehnten bevorzuge: kollektive Wissens- und Kulturarbeit als ein prozeßhaftes Vorgehen.
Ich hab in der vorangegangenen Notiz den „Quantum Tunnel“ von Victoria Vesna erwähnt. Die dafür zuständige Kuratorin im einstigen Grazer Medienkunstlabor (MKL im Kunsthaus) war Mirjana Peitler-Selakov.
Bei meiner Nachschau im Archiv fand ich von ihr einen Text aus dem Jahr 2010, der dem Thema „Kollektive Kreativität“ gewidmet ist. Darin kommt folgende Passage vor: „Diese physischen, aber auch symbolischen, intellektuellen und oft politischen ‚Neben-Felder‘, die durch kollektive Anstrengungen geschafften werden, sind Bemühungen um den Aufbau eines offenen, freien Raumes, eines Spiel- und Gestaltungsraumes, aber auch um ein Territorium für soziale Konflikte und Auseinandersetzungen. Kollektive Kreativität existiert nur als ein nie abgeschlossener Prozess, in dem Kreativität als ein Nebeneffekt der emanzipatorischen Kräfte eines Kollektivs wirkt.“
Ich hatte die Arbeit von Victoria Vesna aufgegriffen, weil sie mich in jenen Tage erneut auf Buckminster Fuller gebracht hatte. Zu Bucky heißt es in einem Feature des Buckminster Fuller Institutes, das ich in der vorigen Notiz verlinkt hab: „For anyone working with volatile technology, being able to ground oneself historically and articulate the work that evolves in the midst of chaos is simply mandatory for survival.“
Ich denke, das korrespondiert besonders mit den Intentionen, die wir – ein größerer Kreis – anläßlich des „Neudau-Projektes“ schon als gemeinsame Option angedeutet haben, die nun für Gleisdorf einen Schritt konkreter werden sollen. Mir sagt das sehr zu, sich als Künstler „historisch zu verankern und die Arbeit, die sich inmitten des Chaos entwickelt, zu artikulieren…“
Und zwar nicht, um sich dadurch in die Geschichtsbücher einzutragen, sondern um der eigenen Arbeit inhaltlich ausreichende Relevanz zu verschaffen. Dazu paßt dann auch komplementär, was ich von Markus Lüpertz als ein Credo künstlerischer Arbeit bezogen hab: Das Ringen um Qualität und Vollendung.
So nun Intentionen, die ich hier im regionalen Kulturgeschehen meist vergebens erwarte. Eigene Befindlichkeiten und innere Zustände reichen mir niemals als ausreichende Gründe für ein künstlerisches Werk; außer jemand hat ein geniales Innenleben, was mir regional noch nicht vorgekommen ist.
Dabei habe ich hier bisher noch gar nicht erwähnt, was die zentrale Stelle war, mit der Vesna bei mir so einen nachhaltigen Eindruck gemacht hat. Zitat aus meinem MKL Journal #7 vom 12. März 2009: „Bei ihrem Vortrag im ‚Kunsthaus‘ bezog Vesna sich ausdrücklich auf Buckminster Fuller. Da kam ein Bonmot vor, das etwa besagt: ‚Je entwickelter die Kunst ist, desto mehr ist sie Wissenschaft. Je entwickelter die Wissenschaft ist, desto mehr ist sie Kunst’…“ [Quelle]
Wir sortieren nun einmal die Teilthemen. Monika Lafer war dabei auch kurz bei der russischen Avantgarde, beim Bauhaus und bei Kandinskys „Und“. Mit Fotograf Richard Mayr werde ich mir ein paar historische Kraftwerks-Bereiche in der Region noch genauer ansehen. Wozu?
Als ich mich gefragt habe, was genau denn eigentlich elektrischer Strom sei, war ich bald wieder bei der Quantenphysik, zu der ich mich mit Künstler Marcus Kaiser schon kurz verständigt hatte; siehe dazu: „Tesserakt: Tweer”!
Dieses subatomare Reich der Quanten ist für mich ein Feld der Transzendenz, was auch bei Fragen zur Kunst große Bedeutung hat. Es mag einem nicht sofort auffallen, aber Elektrizität ist eine Art Zwischenreich, das sich dort ereignet, wo sich diese Welten berühren: unsere greifbare Realität und die Transzendenz.
Eine Francis-Turbine ist daher gewissermaßen die „Schiffsschraube“ für jene Barke (den Generator), die auf diesem Grenzfluß fährt…
+) Vorlauf: Bucky und einige Konsequenzen
+) Fortsetzung: Die Sache mit den Quanten
+) Tesserakt (Übersicht)