Die 2023er Baustellen in Gleisdorf sind für mich ein Geschenk, weil ich mir in Ruhe und detailliert ansehen kann, welches Netzwerk an Bächen im Leib der Stadt angelegt sind und wie man das heute macht.
Auf meinen ausladenden Streifzügen entlang verschiedener Fließgewässer in der Region war für mich unübersehbar, daß nicht bloß Bäche und Flüsse von Menschen reguliert werden. Diverse Leitungen, die sich in einem Wohngebiet verzweigen, haben ihrerseits den Charakter unterirdischer Bäche.
Ich sehe sie zumindest in enger Verwandtschaft, quasi Natur und Kultur, verzahnt, um unser Leben angenehmer zu machen. Ich staune übrigens, daß sich immer wieder Menschen via Social Media über Einschränkungen durch Bauarbeiten beschweren.
Die Komplexität des Gesamtvorhabens ist enorm, betrifft mehrere Genres, ist in Summe angelegt, unser Leben zu erleichtern und denkbare Ausfälle möglichst zu verhindern oder gar zu vermeiden. Aber das herbeizuführen darf nicht stören, so meinen manche.
Gleisdorf hat im Ringen um diese Infrastruktur eine dementsprechende Geschichte. Ursprünglich war ein Netzwerk von Bächen unverzichtbar, um Brauchwasser zu liefern und Abwässer zu entsorgen, während es für das Trinkwasser Brunnen gab, die verschiedene Qualitäten lieferten. Beide Nutzungsbereiche waren bei der Lage des Ortes immer wieder durch Hochwasser belastet.
Was den Leitungsbau angeht, der 2023 in Teilen der Stadt erneuert wird, hat dieser technische Aufwand fundamentale Bedeutung im Erhalt unseres Komforts. Wo etwa ein Hochwasser das überschwemmte Gebiet zur Kloake macht, weil Abwässer sich ausbreiten können, ist Trinkwasser schnell kontaminiert, ungenießbar. Dem Problem muß sich eine Kommune auch heute gewachsen zeigen.
Der gesamte technische Aufwand dämmt hier mögliches Hochwasser ein, lenkt dort Wasser in geregelter Bahnen, trennt unter der Erde Trinkwasser von Abwasser und Fernwärme-Wasser, außerdem von allerhand elektrischen Leitungen und Glasfaserkabeln.
Zwischen all dem werden übrigens Leitungen der Meßtechnik vergraben, um die unterirdischen Bäche zu überwachen und allfällige Schäden leichter auffindbar zu machen. Die meisten Infrastrukturteile, wie ich sie heute sehen kann, werden demnächst vergraben sein und für Jahrzehnte nicht mehr zum Vorschein kommen.
Für mich eine einmalige Chance, mir all das genauer anzusehen, denn wenn hier das nächste Mal umfassender aufgegraben wird, bin ich nicht mehr da. „Ich auch nicht“ sagte ein Arbeiter, als wir uns beim Gleisbach kurz über die momentan noch offen liegende Stromleitung unterhielten. „Ich schon“, sagte sein junger Kollege grinsend, „ich bin erst achtzehn.“ So schaut’s aus!
+) Auftakt: die Ramme
+) Wasser, Grube und Künette
Anfang Juni 2023 fielen mir Markierungen auf, die entlang der Schillerstraße mit Farbspray angebracht worden waren. Am 21. Juni sah ich die Ramme, mit der Bohlen in den Boden gehauen wurden, um Baugrubenwände zu sichern.
Übersicht
+) Schächte und Kanäle (Fokus Schillerstraße)
+) Das Projekt: Matrix der Gewässer