Ein neues NID-Booklet ist der Frage gewidmet, was wir mit einem sehr populären Begriff eigentlich meinen und in welcher Tradition so manche Tradition eigentlich steht.
Wie bemerkenswert, daß ich in einer Region und in einem Milieu, wo Volkskultur durchaus eine deutliche Rolle spielt, keine Klärung erreiche, was mit dem Begriff eigentlich gemeint ist. Es ist überhaupt eine Besonderheit auch steirischer Kulturpolitik, vorzugsweise den Laden am Laufen zu halten, unterwegs aber lieber nicht zu prüfen, was genau die Begriffe, die wir verwenden, aktuell bezeichnen.
Okay, kann man machen. Es ist ein wenig wie das Fahren im Nebel. Es läuft eben, bis man wo dagegen kracht. Ich suche im Raum Gleisdorf nun einen nächsten Ansatz, um zu klären, was genau wir tun und tun möchten, vielleicht auch tun sollen, wenn von Wissens- und Kulturarbeit die Rede ist.
Dazu gehört auf jeden Fall auch dieses Genre Volkskultur, als dessen Teil ich mich sehe, obwohl es hauptsächlich mit ganz anderen Bildern assoziiert wird. Ich wuchs in einem Spannungsfeld auf, das ästhetische Erfahrungen im Wechselspiel zwischen Populärkultur und Pop Art bot.
Damals wurden wir Kinder noch entlang von Kategorien wie „Schmutz und Schund“ zu höheren kulturellen Weihen geleitet. Das hat uns freilich weder gegen die Popmusik noch gegen Comic-Hefte („Schundheftln“) immun gemacht.
In diesem Spannungsfeld widerstreitender Wahrnehmungserfahrungen (und dank einer noch eher jungen Massenkultur) fanden „Traditionsbewahrer“ seinerzeit nützliche Kontraste, um „Das Echte“ entsprechend deutlich zu betonen und sich davor zu werfen, als müßte man mit seinem Körper pop-kulturelle Kugeln abfangen…
Kontext Kultur #4
Martin Krusche: Volkskultur 4.0