Unsere Erkundung reicht nun über etliche Markierungen von der Quelle der Raab bis in die ungarische Stadt Györ.
Der deutsche Stadtname lautet Raab. In der Antike hieß eine Ansiedlung hier Arrabona. Im heutigen Stadtgebiet wurden Reste einer römischen Wehranlage gefunden, die in einigen alten Dokumenten als Kastell Arrabona notiert ist.
Das betraf damals die römische Reichsgrenze und den pannonischen Limes. Annahmen besagen, daß die Ortsbezeichnung aus dem keltischen Sprachkreis übernommen worden sei. Davon ist auch die Version Arrabo überliefert und es besteht Konsens, daß der Flußname Raab, ungarisch: Raba, davon abgeleitet worden sei.
Hier ist also von der mittleren Donau die Rede. In dieser Region kommt die Raab fast an ihr Ende. In Györ liegt die Raab-Einmüdung, auf die man von erhöhter Position auf der alten Kossuthbrücke gut hinuntersieht. Zwei Farben des Wassers, hier der Raab und da der Moson-Donau, mischen sich.
Dieser Seitenarm der Donau (die „Kleine Donau“) bezog seinen Namen von der Stadt Mosonmagyaróvár, die 1939 durch eine Zusammenlegung der Städte Moson (Wieselburg) und Magyaróvár (Ungarisch-Altenburg) entstanden ist.
Folgt man nun der Moson-Donau, kommt man in eine stille Gegend mit gesperrten Wegen, die zu einer Industrieanlage von Thyssen-Krupp und der Wuppermann-Gruppe führen. Dort befindet sich die Einmündung der Moson-Donau in die Donau. (Eine große Wehr ermöglicht es, diese Passage zu kontrollieren.)
Dahinter das Werk von Thyssen-Krupp und Wuppermann. Im Magazin „Home of Steel“ lautete eine Schlagzeile am 10. Juli 2023, also unmittelbar vor unserer Tour: „Wuppermann investiert in neues Rohrwerk“. [Link]
Die „thyssenkrupp Materials Hungary Zrt.“ bewirbt diesen Standort so: „Mit seiner hervorragenden Anbindung an Straße, Schiene und Wasser verfügt Gy?r über beste logistische Voraussetzungen zur Belieferung unterschiedlicher Industriezweige.“
Es liegt ein breiter Seitenarm der Donau vor dem Werksgelände, an dessen Ufer ein mächtiger Schauerkran bewegt werden kann, um Lastkähne zu ent- und beladen. Da geht es unter anderem um Altfahrzeug-Recycling und Sekundärmaterialien, also um das Wiederverwerten von Schrott. In diesem Bereich gehen nun die Wasser der Raab endgültig in der Donau auf.
Kurioser Zufall
Fotograf Richard Mayr und ich hatten beschlossen, uns diese letzten Abschnitte der Raab am Mittwoch, dem 12. Juli 2023 anzusehen. Ein Tag, der mit leichtem Regen begann und dann überaus sonnig wurde, aber teilweise bewölkt, was passable Lichtverhältnisse ergab. Dieser Tag endete für uns mit der Headline: „EU-Parlament für Renaturierungsgesetz”.
Da bedeutete laut ORF: “Am Mittwoch haben die EU-Abgeordneten in Straßburg mit knapper Mehrheit für den Gesetzesvorschlag der EU-Kommission zur Wiederherstellung der Natur abgestimmt. Für das Renaturierungsgesetz stimmten 336 EU-Abgeordnete, dagegen waren 300. Neben den rechten Parteien lehnte auch die EVP den Entwurf, der ein zentrales Element des ‚Green Deal‘ der EU-Kommission ist, ab.” [Quelle]
Übersicht
+) Raab: Die Quelle (Wo es beginnt)
+) Die Raab (Einzelne Abschnitte)
+) Matrix der Gewässer (Das Projekt)