Beim nächsten Gang entlang der Künette, die nun bis zur Gartengasse heraufreicht, fielen mir einige unterschiedlich massive Querverbindungen auf.
Die mag man als Schächte oder Kanäle deuten. Wenn sie aber offengelegt werden, sind sie eben Brücken; zumindest Überbrückungen. Das paßt gut in meine Erkundung der Fließgewässer, der Stege und Brücken, zu denen ich auch noch den einen oder anderen Baukran reihen werde, denn ich finde, die Kräne sind Cousins der Brücken.
Der Gesamtverlauf des Bauvorhabens, wie es die Schillerstraße von Westen her hinaufgeführt wird, um nahe dem Stadtzentrum anzukommen, macht anschaulich, wie das Wasser nicht nur über natürliche und regulierte Bette seinen Lauf nimmt.
Leitungsrohre und Ventile als Komponenten schlanker Bäche, die von Menschen in der Stadt verzweigt werden. (Ich denke, das ist in Europa mindestens seit dem Imperium Romanum bekannt.) Nach dem Graben der Künette und dem Einrammen der Bohlen, wo eine Baugrube abgesichert werden mußte, kam auch noch das Horizontalbohren ins Spiel.
Weshalb mich das alles interessiert? Weil ich genauer verstehen will, wie die Stadt als Infrastruktur funktioniert. Ich gehe von einer intensiven Wechselbeziehung aus, die zwischen der menschlichen Gemeinschaft und ihrer technischen Sphäre besteht. Beides wirkt verändernd aufeinander ein.
Übrigens auch das Verhalten betreffend. Ich zitiere Bürgermeister Christoph Stark vom 7. Juli 2023, wie er aktuelle Kommentare zitiert: „Warum dauert das mit der Verlegung der Fernwärmeleitungen in der Schillerstraße eigentlich so lange? Warum geht da nix weiter?“
Es ist ein wenig grotesk, wie sehr wir in der Stadt alle einen Lebensstandard auf sehr hohem Komfortlevel genießen, aber von der Arbeit an seiner Sicherung nicht behelligt werden wollen. So äußert sich ein absurdes Konsumverhalten, in dem das Gemeinwesen als eine Serviceeinrichtung für Privatpersonen geträumt wird.
Und da rede ich noch gar nicht von den Leuten, die dort draußen ihre Jobs machen müssen, wo es dieser Tage einerseits stark geregnet hat, andrerseits inzwischen eine Hitze auf der Stadt hockt, bei der ich gerne ein Sofa im Keller hätte.
Mein Suchen nach mehr Klarheit über die Details und die Zusammenhänge der Infrastruktur hat vor geraumer Zeit damit begonnen, daß ich mich gefragt hab, was genau denn eigentlich elektrischer Strom sei und wie er zu meinem Schreibtisch komme.
Dabei war es naheliegend, dann dem Thema Wasser nachzugehen. Ein weiterer Blick fällt auf die Zusammenhänge von Energie und Information. Falls einen Quantenphysik interessiert, kennt man diese Motive, die Gedankenexperimente, welche uns Energie und Information in einem sehr engen Zusammenhang sehen lassen.
Für die Alltagspraxis bedeutet das zum Beispiel, was hier in der Künette stellenweise gebündelt wird und/oder sich kreuzt. Wasserleitungen, Fernheizungsrohre, Glasfaserkabel, nicht zu vergessen jene Stromverbindungen mit einer Kapazität von 10 oder 20 kW, die Elektrizität von den Umspannwerken an eines der vielen Trafohäuseln in der Stadt bringen. Aus diesen Kästen beziehen wir den Strom dann zum Beispiel in die Haushalte… Sie sehen, das ist alles miteinander intensiv verstrickt.
Deshalb muß ich es genauer wissen. Und wollte ich bloß ein Gedicht über die Stadt schreiben, also ein sehr knapp gefaßte Textstück, so muß ich dafür dennoch eine detaillierte Vorstellung haben, was die Stadt ausmacht, was im Leib der Stadt vorgeht.
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