Wir erleben im Raum Gleisdorf gelegentlich Menschen, die sind sowas wie zweibeinige Störsender. Und ein wandelndes Kohärenz-Defizit.
Sie führen keinen Diskurs, sondern hauen möglichst Kerben in laufende Debatten, ohne selbst greifbar zu werden. Ministranten und Ministrantinnen anderer Akteure. Dienstboten, von denen man ohne diese diskursiven Störaktionen eventuell überhaupt keine Notiz nehmen würde.
Gut, es ist ein legitimes Bedürfnis, daß man bemerkt werden möchte. Die Frage bleibt: auf wessen Kosten? Ich nehme eine einzelne Person heraus, die von sich aus den Kontakt zu mir gesucht hat.
Als Fallbeispiel für die völlige Beliebigkeit der Inhalts-Fragmente, die von solchen Leuten via Medien ausgestreut werden. Dieses Tun will nicht informieren, sondern diffamieren. Es verkleidet sich dabei mit Zitaten von Kulturschaffenden, die als kanonisiert gelten, um Eindruck zu machen. (So gebärden sich heute Wohlstandskinder in einem Land, das selbst für Scheitern noch viel Spielraum und so manchen Polster bietet.)
Wenn jemand mitten in der Oststeiermark laufend Herbert Kickl und Gerald Grosz zitiert, nebenbei aber auch Alice Weidel promotet, schließlich bei uns hier die AfD feiert, dann ahne ich, daß mich eine fleißige Biene der Neuen Rechten mit Denkanstößen bewirft, die einen simplen Zweck haben.
Sie sollen unterm Strich Andersdenkende diffamieren und so die eigene Position hervorheben, nebenbei die „Kulturrevolution von rechts“ voranbringen. Teilweise Gefolgsleute einer politischen Formation, die für eine „Festung Österreich“ eintritt, also für hohe Mauern des Nationalen, aber quer durch Europa und bis nach Rußland vernetzt.
Die nämliche Person wirft via Social Media mit allerhand „Weisheiten“ um sich. Zitate. Memes. Gewissermaßen geistige Gleitmittel für die rechtskonservativen Botschaften. Der Dalai Lama, Eugen Drewermann, Friedrich Dürrenmatt, Ludwig Feuerbach, Alexander von Humboldt, Jim Morrison… Alles aus der eigenen Bibliothek, aus persönlicher Lektüre bezogen? Na, das glaub ich ja sofort!
Nein. Das ergibt einen geistigen Ramschladen, mit völlig inkompatiblen Zitaten vollgeräumt. Wohlklingendes Zeugs, ganz beliebig aus irgendwelchen Stapeln im Internet herausgezogen. Also darf ich annehmen, in diesem Kopf geht eigentlich nichts Interessantes vor. Darum ist Platz für den Ramschladen. Dieses Wesen schnappt eher planlos nach allem, was es für geistreich hält, um sich mit solchen Sprüchen zu verkleiden.
Freilich fehlt da auch Paulo Coelho nicht, aktuell der weltweit erfolgreichste Kalenderspruch-Fabrikant. In dieser Community kursieren ferner Marc Aurel, Brecht, Kafka, Picasso, Platon, Sartre, Thoreau, da Vinci, Zweig… Es ist dabei völlig egal, in welcher ideologischen Ecke die einzelne Zitaten-Quelle rangiert. Hauptsache der Spruch kommt gut rüber.
Da überrascht es dann nicht mehr, daß die Frau auch als Queer-Hater aktiv ist, sich um unser aller Kinder sorgt und sich an Schwulen, Trans-Leuten etc. abarbeitet; wohl um die eigene Rollenunsicherheit zu bewältigen, die also nicht in Frage gestellt werden darf. (Allerdings: Queer-Hater, aber ein Fan der lesbischen Alice Weidel. Kurios!)
Als brave Ministrantin im Kielwasser von Kickl, Grosz und Konsorten werden Grüne mit allem herabgewürdigt, was verfügbar ist. Auch was die Frau für „Linke“ hält, während sie sich über Klimadebatten etc. lustig macht, bekommt Häme ab.
Das ist nicht schwer zu entschlüsseln. Wir führen hier, im Kontrast zu Millionen anderer Menschen, ein sehr bevorzugtes, reich ausgestattetes Leben. Daran soll sich (bitte!) nichts ändern. Wo kämen wir hin, wenn wir diesen Wohlstand teilen oder unseren Energiehunger zügeln müßten?
Da bäumt sich ein zittriges Ego auf, das seine Selbstdefinition vor allem durch Feindmarkierung vornimmt; offenbar selbst zu schwach, aus sich heraus jemand zu sein. Eigene Talente kommen folglich in der laufenden Post nicht zur Sprache. (Sind da welche?) Eigene Ansichten kommen auch nicht zur Sprache. (Sind da welche?)
Naja, das muß eine Ministrantin auch nicht offenlegen, denn sie bleibt stets auf den Knien und in subalterner Pose als Protektionskind mächtigerer Leute. Man würdigt die bevorzugte Priesterkaste, assoziiert sich mit den Heroen und Heroinen der Neuen Rechten, erwartet ganz zurecht, daß der Glanz, welchen die Dienenden ihrer Priesterschaft verleihen, als mildes Licht auf einen zurückfällt. (Diese demütige Nummer ist uralt.)
Dadurch betont und sichert man den eigenen Rang innerhalb der eigenen Community. Das dürfen Dienstboten erwarten. Mehr schaut dabei nicht heraus, was letztlich frustrierend sein muß. Aber man hat ja Zielpersonen an der Hand, auf die man seinen Unmut richten kann, an denen sich derlei Frustration abarbeiten läßt.
Nebenbei bemerkt: So weit ich sehe, ist diese Frau keine Person des öffentlichen Lebens, also habe ich sie hier anonymisiert, auch wenn sie mit ihren Postwurfsendungen durchaus in die öffentlichen Diskurse einsteigt. Aber in diesem laufenden Ringen um Revier in den öffentlichen Debatten muß dieser Liga auch öffentlich geantwortet werden. (Wir werden noch über geistiges Guerilla Marketing und kulturelle Schmutzkonkurrenz zu reden haben.)
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