Wenn ich in einem Schuppen oder in einer Garage stehe, wo ein altes Fahrzeug restauriert wird, finde ich es beachtlich, was da wird, was sich zwischen all dem Werkzeug und den Kleinteilen abzeichnet.
Wenn ich aber mit versierten Leuten an einem Tisch sitze und zuhöre, wie sie Details eines Projektes erörtern, finde ich es sehr beunruhigend, wie viel man wissen und wie viel man beachten muß, um ein taugliches Ergebnis zustandezubringen.
Altmeister Fredi Thaler kommt aus vielen Jahrzehnte der Praxis. Probleme zu lösen war quasi der Beruf des heute Achtzigjährigen. Ich betone sein Alter, weil das bedeutet, er hat bei seiner Arbeit mehrere große Veränderungsschübe des Automobilbaus miterlebt.
Als er Anfang der 1940er Jahre geboren wurde, hatte die Volksmotorisierung per Automobil noch gar nicht begonnen. Als er schon ein erfahrener Handwerker war, arbeiteten Ingenieure in den Entwicklungsabteilungen noch mit Rechenschiebern.
Von der Digitalen Revolution in den 1970er Jahren ging es mittlerweile in die Vierte Industrielle Revolution der 2000er Jahre. Constantin Kiesling ist ein Ingenieur der aktuellen Ära. Er arbeitet an der Entwicklung von Großmotoren. (Man verbaut ja etwa in Schiffen ein wenig mächtigere Triebwerke als in Lastwagen oder Planierraupen.)
Das bedeutet zum Beispiel, von einem riesigen Vollmotor läuft dann ein einzelnes Modul auf dem Prüfstand, ein Einzylinder-Forschungsmotor, um über Testläufe die Simulationswerkzeuge zu verbessern. Siehe dazu: „Verbrenner“ (Auf dem Prüfstand)!
Aber Kiesling hatte schon als Teenie seinen ersten eigenen Haflinger und ist mit diesem traditionellen Feld der Technik gut vertraut. Wenn er und Thaler nun alte Werkszeichnungen des Puch Landwagens durchsehen, wo Fahrwerksteile etc. bis ins Detail festgehalten sind, klingen Debatten an, die mich staunen lassen.
Für das aktuelle Projekt, den letzten Puch Landwagen seiner Art, waren zwar noch viele Originalteile erhalten, mußten aber gründlich bearbeitet werden. Es war überdies nötig, etliche Komponenten neu anzufertigen.
Mit der Newton’schen Physik kann man ja nicht verhandeln. Demnach müssen Material und Funktionen den jeweiligen Anforderungen standhalten. Das zeigt sich in vielen Aspekten oft erst, wenn das Automobil aus dem Schuppen rollt, gefahren wird.
Also verdichten sich schon lange vorher Erfahrungen und Einfallsreichtum. Dazu ist dann auch eine Art der Disziplin nötig, denn manche Anforderungen wurde vor 60 Jahren anders bearbeitet als man es heute tun würde. Also stehen Entscheidungen an, wie dieses oder jenes Detail realisiert werden soll, weil ja im Kern ein Fahrzeug der ursprünglicher Art wiedererstehen soll.
Bei einem Auto aus der Serienproduktion kann man nachschauen, wie dies oder das gemacht wurde, es sind genug Einheiten da. Der Vergleich schafft Klarheiten. Bei einem Prototyp, der nun als Unikat erhalten bleibt, ist genau das unmöglich.
+) Kieslings Haflinger-Site
+) Die Puch-Seite (Extrapost)
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