Ich mag dieses Medium bis heute. Aber es ist offenbar aus der Mode gekommen. In meinen jungen Jahren waren begrifflich verschiedene Arten zu unterscheiden.
Die Correspondenzkarte, später Postkarte, gab es in Österreich ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Solche Stücke fand ich in den Hinterlassenschaften meiner Leute.
Die Ansichtskarte. Die Kunstpostkarte. Sowas wird gesammelt, wie andere Briefmarken oder Münzen sammeln. Rund um die Mondlandung (1969) erinnre ich mich an 3D-Postkarten mit Weltraummotiven. Sie hatten optische Tiefe.
Manche waren als „Wackelbilder“ ausgeführt, ähnlich den Vexierbildern. (Je nach Blickwinkel hatte man ein verändertes Motiv.) Es kamen auch Postkarten in Form von Schallfolien in Umlauf. Die konnte man auf einem Plattenspieler zum Klingen bringen.
Ich besitze alte Bildpostkarten, die in meiner Familie kursierten, die waren von Hand teilweise auch auf der Bildseite beschrieben worden, soweit ein Motiv das zuließ. Es ist übrigens noch nicht gar so lange her, da standen Kunstpostkarten merklich höher im Kurs als gewöhnliche Postkarten.
In meiner Lehrzeit war das ein eigenes Genre in der Grazer Kunsthandlung Moser, wo ich ein Jahr zubrachte. Die wurden auch weit teurer angeboten als übrige Arten. Zwischendurch wurden sie beliebte Werbeträger. Ich fand in Cafés und Bars aufgestellte Displays, aus denen man Kunstkarten gratis entnehmen durfte. Oft themenbezogene Zyklen. Sie wurden ferner als Einladungen zu Veranstaltungen verschickt.
Ein spezielles Postkarten-Genre ist etwas in Vergessenheit geraten. Unikate oder individualisierte Kleinserien, die als „Mail Art“ verschickt wurden. Vielleicht ist es mit all diesen Kunstpostkarten wie mit den Vinyl-Schallplatten, denn so ein feines Medium, das sich sehr gut als Sammelobjekt eignet, könnte ein Revival vertragen.
Die kleine Auswahl in diesem Booklet gehört zu Projekten, die ich über etliche Zeit in Kooperation mit der Kuratorin Mirjana Peitler-Selakov realisiert hab. Die Jahreszahlen bei den Postkarten bezeichnen nicht das jeweilige Entstehungsjahr des Kunstwerkes, sondern das Jahr, in dem ich die Karte publiziert habe.
Das neue Booklet
Kontext Kunst Vol. 3: Postkarten
Von Martin Krusche