Ich war einige Jahre meines Lebens Hausbesitzer, lebte da von einem angemessen großen Grundstück umgeben am Ende einer Sackgasse. Sehr komfortabel!
Eigener Hausbrunnen. Ein paar alte Apfelbäume, die für einen Jahresvorrat an Apfelsaft gut waren. Schatten und Ruhe. Daher weiß ich, daß ich ein hochbegabter Mieter bin, denn das eigene Anwesen handelt ja unter anderem von einer Unzahl an Kleinigkeiten, die zu einem großen Problem werden können, wenn man sich nicht zeitgerecht darum kümmert. Das muß man mögen.
Ich würde daher ein Schloß nicht einmal geschenkt nehmen. Damit wäre ein Leben zu führen, das ich mir nicht einmal ausmalen kann. Aber ich bestaune solche Anwesen. Und ich sehe sie als Ensembles steinerner Geschichte, deren wenigstens flüchtige Kenntnis schon hilft, besser zu verstehen, wer wir mentalitätsmäßig sind.
Das bedeutet für die Oststeiermark: eine Jahrtausendgeschichte des Ringens mit allen Arten von Widrigkeiten. Darunter eine der schlimmsten Plagen: die Heerscharen und marodierenden Waffenträger, wie sie so oft durch die Region zogen.
In all diesen Zusammenhängen waren die Schlösser und Burgen einerseits Wirtschaftszentren, andrerseits Horte eines geistigen Lebens, kultureller Besonderheiten, hatten aber auch wichtige Funktionen als Wehrbauten oder als „Basiscamp“, um etwa ein Tal für Feinde sperren zu können.
Unsere Leute sind rein rechtlich seit 1848 keine Untertanen mehr. Das ist wenig Zeit, um sich im Dasein als eigenverantwortliche Bürger zu üben. In eben diesem Prozeß ist ein Hauch von Geschichtskenntnis durchaus hilfreich.
Fotograf Richard Mayr hat sich über mehrere Jahre mit Objekten der steirischen Schlösserstraße befaßt. Imposanter Ausdruck jener Vorgeschichte von den Bemühungen um Zukunftsfähigkeit. Hier nun ein NID-Booklet (Networked Interactive Documents), das eine kleine Auswahl zeigt.
Richard Mayr
Burgen und Schlösser (Erben einer großen Zeit)
ALATNA: Die Edition