Dieser Typus gibt sich gerne auffallend bestimmt, fast fordernd, hat gesamt eine Tendenz zu forschen Ansagen, die sein weiches Gemüt wie ein Korsett straffen. Er entdeckt am Lauf der Dinge stets die traurigen bis bestürzenden Aspekte, die problematischen Punkte.
Daher fühlt sich der Tränensack als Athlet unter den Betrübten, weil er so viele Jahre schon so viel mitgemacht hat. Immerhin ist die Welt schlecht und die Menschen sind es womöglich auch.
Seine Kraft, einer Beugung durch Gram zu widerstehen, macht den Tränensack zum Leuchtfeuer im Dämmerlicht der Kathedrale des Weltekels. Sie verstehen mich richtig, der Tränensack ist eine erfahrene Drama Queen und weiß um den Wert der eigenen Besorgnis als Beitrag zum Weltgeschehen.
In den 1980er Jahren wäre er einfach ein Pessimist gewesen, der seinen Leuten so lange die Plomben lockert, bis ein Teil davon das Weite gesucht hat, während der andere Teil mit ihm eine verschworene Gemeinschaft der Betrübten bildet.
Das waren noch recht überschaubare Kreise mit dezenten Radien, die in ihrer Entfaltung oft über den reichlich strapazierten Stammtisch nicht wesentliche hinauskamen. Oder es blieb sowieso die Bassena das Königreich des Tränensackes.
Technischer Fortschritt hat diese Situation aufgebrochen. Dank Internet und Social Media kann der Tränensack seinen Unmut heute aller Welt mitteilen, womit er seine sackartige Existenz heiligt.
Diese ruhelosen Bemühungen, den anderen Menschen schlechte Nachrichten zu überbringen, zuweilen mit tränenerstickter Stimme vorgetragen, auch auf tränenfeuchtem Keyboard in die Tasten gehauen, läßt dem Tränensack weder Zeit noch Kraft, um aktiv zu werden, etwas zu tun, was über derlei Räsonieren hinausginge.
Deshalb ist das Herumhängen, das Abhängen, dieses sich auf andere Leute Raufhängen, ist all das schon Anstrengung genug und außerdem Manifestation des konstituierenden Zustandes eines erfahrenen Tränensacks. Mehr geht nicht!
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