Es ist ein unscheinbarer, exemplarischer Hausbrunnen auf einem geschichtsträchtigen Terrain.
Die Gleisdorfer Marienkirche war mit den zugehörigen Bauten einst die Piaristenklosterkirche, ein Wallfahrtsort, ein Spital, aber auch Schule, Bibliothek, Bezirksgericht, zuletzt Flüchtlingsquartier.
Historiker Robert. F. Hausmann: „Schon um die Mitte des 15. Jahrhunderts wurde außerhalb des Marktbereiches an der Raab die Kirche Mariä Reinigung (Marienkirche) errichtet, die im 17. Jahrhundert als Spitalskirche diente und allmählich als Wallfahrtsstätte zumindest regionale Bedeutung erlangte.“
Das wirkte vor einem Hintergrund: „Die übergeordnete Aufgabe des Piaristenordens war und ist die Erziehung und Unterrichtung der Jugend.“ Hausmann notierte auch: „Weiters erhielten die Piaristen einen beim Spital gelegenen Garten und einen Meierhof mit Wohngebäude, Stallungen, Tennen, Press- und Kellergebäude in Frankenberg mit Grundstücken im Ausmaß von 56 Joch. Zu ihrer jährlichen Unterhaltung wurden ihnen 20.000 Gulden als ihr eigenes Gut überreicht, wovon sie von den anfallenden Zinsen die Lebensmittel und Bedarfsartikel wie auch die weltliche Bedienung herbeischaffen mussten.“
Ich zitiere das so ausführlich, um zu verdeutlichen, daß hier einst ein wirtschaftlich leistungsfähiger Betrieb etabliert war, an dessen Vorderseite ein ursprünglich artesischer Brunnen „der Labung der Kirchgänger und Wallfahrer“ diente. Davon besteht noch die ansehnliche Hülle. (Was ein Arteser ist, hab ich HIER skizziert.)
Der gesamte Betrieb hatte einst gewiß einen viel größeren Bedarf an Wasser, als diese beiden Brunnen liefern konnten. Es wird demnach mehr davon gegeben haben. Außerdem ist der Altarm der Raab nahe. Was Brauchwasser angeht, war so gewiß kein Mangel. Dafür mußte man mit gelegentlichen Überflutungen zurechtkommen.
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