Ich mag dieses Bonmot, weil es so unerbittlich simpel auf den Punkt kommt. „Das Einzige, was sich nie ändert: alles ändert sich immer.“ Ich war in der zweiten Hälfte der 1980er Jahre einer der ersten Netzkultur-Akteure Österreichs.
Heute bin ich technisch ein Netz-Neandertaler und in der Umsetzung ein Konservativer; so könnte man sagen. Ich war schon online, da gab es das WWW noch gar nicht. Heute habe ich – unter anderem – immer noch eine Website in HTML laufen. So viel, um meine Position zu verdeutlichen.
Zugleich darf ich derzeit eine neue Technologie erkunden. Die Networked Interactive Documents (NID), wie sie Informatiker Hermann Maurer mit seinem Team entwickelt hat. Meine „Sammlung Krusche“ innerhalb der Hauptbibliothek wächst nun erkennbar: [Link]
Ich arbeite langsamer als andere Leute
Man könnte also sagen, ich sei ein fortschrittlicher Konservativer. (So schätze ich mich übrigens auch politisch ein.)
Das permanent zunehmende Tempo, wie es im Kulturbetrieb vielfach üblich ist, empfinde ich als Zumutung und als massive Belastung von relevanten Erkenntnisprozessen. (Oder mein Verstand arbeitet zu langsam.) Ich halte übrigens Kontinuität für sehr wichtig.
Ich hab mich längere Zeit bemüht, im Raum Gleisdorf permanent zwei Halbjahresschwerpunkte zu realisieren. Das war dann immer a) das „April-Festival“ mit vor allem regionalen Kräften und b) das Kunstsymposion, das ich speziell der Gegenwartskunst gewidmet hab. (Projekte in langjähriger Zusammenarbeit mit Kuratorin Mirjana Peitler-Selakov.)
Da gab es unter anderem ein Ereignis, das ich konzipiert habe, weil mir klar wurde, daß wir grade über ein halbes Jahrtausend Medientechnologie verfügen, wobei wir die alten Techniken nicht hinter uns lassen. Von Gutenbergs Buchdruck über Dürers Holzschnitte also zügig hinein in die Gutenberggalaxis, vom Offsetdruck schließlich über EDV-gestützte Laserdrucker, Hypertext und PDF hinaus in die virtuellen Welten.
Rund 500 Jahre der Entwicklung von Publikationsmöglichkeiten, bis hin zu den Massenmedien, wie wir sie heute kennen. Dazwischen lag noch Offset-Druck, den ich dann schon vom Schreibtisch aus abwickeln konnte. Redaktionsarbeit und Layout in meinem Büro, Export von Druckdateien im PDF-Format via Internet, Überprüfung der Dateien per Teleworking. Eine Weile danach bekam ich die Druckwerke in Paketen vor die Haustür gestellt.
Alte und neue Techniken, kombiniert
Eine Notiz von damals: „Anfang November gibt es dann die Gelegenheit, Scheuer und Krusche in einer dichteren Situation zu erleben.“ Der Abend „Martin Krusche & Chris Scheuer | Triviale Mythen“ (Ausstellung und Debatte) bildet einen der Schlußpunkte des 2016er Kunstsymposions.“ Das meinte: „Martin Krusche & Chris Scheuer | Triviale Mythen“ (Ausstellung und Debatte) am 4. November 2016: [Link]
Das Thema hatten wir davor schon zum „Auf dem Weg zum April-Festival“ angefaßt: „4.3.2016: Chris Scheuer: Zeichnen, um die Welt zu begreifen“ [Link]
Das wiederum bezog sich unter anderem auf die Holzschnitte, mit denen Chris Scheuer auf eine Serie meiner Gedichte geantwortet hatte. Um den Bogen im Zeitfenster zu verdeutlichen: Johannes Gutenberg (mutmaßlich 1400–1468), Albrecht Dürer (1471–1528). Ab Mitte der 1980er Jahre war ich (seit es MUPID gab) mit der Arbeit von Wissenschafter Hermann Maurer vertraut. Da sind wir nun… (Wird Fortgesetzt!)
+) Vorlauf: Austria-Forum: der Umbruch I
+) Medien und Geschichte (Übersicht)
Postskriptum
Die erwähnten Gedichte und die Holzschnitte von Chris Scher waren als Druckwerke in zwei Booklets erschienen, sind aber heute auch als Networked Interactive Documents online abrufbar: [Gedichte] [Holzschnitte] Siehe dazu auch: „Es war die gleiche Sonne„!