Rollendes Kulturgut, Band #3: Porsche 911

Mir scheint, der 911er ist nicht da, um erklärt, sondern um gezeigt zu werden. Eine kinetische Skulptur. (Auf dem Cover der Urahn: Type 64)

Ein kleiner Rückblick

Sieht aus jedem Blickwinkel bemerkenswert aus. Wirkt schon schnell, wenn er bloß herumsteht. Ich war mit Fotograf Richard Mayr in Wiener Neustadt, wo es eine Jubiläumsausstellung gab, um 60 Jahre Porsche 911 zu markieren. Hier das Booklet dazu:

Rollendes Kulturgut, Band #3
Richard Mayr: Porsche 911 (Zum Jubiläum)

Wer über Autos sagt, sie seien bloß ein Transportmittel, nichts sonst, hat von diesen Dingen keine Ahnung. Wer fordert, daß Autos auch nicht mehr sein sollten, hat von Kultur zu wenig Ahnung. Freilich werden wir uns einigen können, daß ein Porsche 911 nicht unbedingt notwendig ist. Aber damit wären wir bei einem anderen Thema.

Der nackte Utilitarismus mag ja für Handwagen und Ochsenkarren passend gewesen sein. Spätestens als vor rund viertausend Jahren die Speichenräder erfunden und extrem leichte Einachser gebaut werden konnten, etwa die rasend schnellen Streitwagen, kamen ganz andere Funktionen dazu.

Wenn man etwas von der enormen Kraft der Pferde weiß, kann man sich die Möglichkeiten eines Zweiergespanns mit einem Wagerl von unter hundert Kilo ausmalen. (So ist es dann auch bei Autos. Das Verhältnis von Motorleistung und Gewicht braucht dann bloß noch sehr gute Bremsen.)

Die Sensation des Tempos. Der Wow-Effekt bei manchen Auftritten vor Publikum. Die hohen Kosten für Anschaffung und Erhalt von Wagen und Pferden, also die Demonstration von a) sozialem Status und b) nobler Distanz zum Geld. Ganz klar, daß da etwa ein Bettelmönch nicht mit im Spiel war.

Viele Fenster, Spiegel und Scheinwerfer, für den Fotografen eine Herausforderung.

Was die Marke Porsche transportiert, rollt natürlich in dieser Tradition von technischer und sozialer Differenz. Ein netter Skoda oder ein kleiner Mazda muß sich daran nicht messen lassen. Ein frecher Golf GTI kann nicht gleichziehen. Übrigens! Mit dem Porsche Macan ist hier auch ein SUV vertreten, was belegen soll: das widerspricht diesen Zusammenhängen nicht.

Es drückt bloß aus, daß man bei Porsche Marktpotentiale nutzt, denn ohne Profite würde die Entwicklung steckenbleiben. Für den Mythos sind die 911er zuständig. Dieses Zusammenspiel von Prestige und relevanter Technik prägt einige Sektoren der Automobilgeschichte bis heute. Das begann sehr bald nach dem spindeldürren Motorwagen No. 1 von Carl Benz. Wir schauen uns das unter Kultur- und sozialgeschichtlichen Aspekten an.

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Über der krusche

jahrgang 56, freischaffend
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