Dynamisch konservativ

Stets macht mich das Neue neugierig, manches erschließe ich mir, aber ich gehe nicht überall mit. Oder ich mache wenigstens kleine Ausflüge.

Meine „Sammlung Krusche“ auf dem NID-Server ist ein Beispiel dafür. Ich erkunde diese Innovation, doch ich bin nicht bereit, umfangreichere Bücher auf einem Bildschirm zu lesen. Widersprüchlich? Aber nein! Na, von mir aus! Ich bin eben dynamisch konservativ.

Meine Werkzeuge sollen mir und meinen Bedürfnissen dienen. Also bestimme ich selbst, in welchem Maß ich diverse Medien nutze. Wenn ich mich dabei zwischendurch wie ein antiquiertes Wesen fühle, dann kommt das vor allem daher, daß ich für Neuigkeiten Adaptionsphasen beanspruche.

NID: Sammlung Krusche

Solche Prozesse des Erfahrungssammelns und Adaptierens sind langsamer als das allgemeine Tempo technischer Innovationen. Ich nehme also in Kauf, daß mir Entwicklungen davonrennen. Um beim Beispiel des Bücherlesens zu bleiben, ich kenne Menschen, denen es gelingt und die es schätzen, Bücher durch Lesegräte zu ersetzen.

Vor allem, um damit mobil zu bleiben, auch wenn man eine halbe Bibliothek mit sich schleppt. Nein, das ist bloß eine Metapher. Vom Schleppen kann ja keine Rede mehr sein. Das sind handliche, leichte Lesegeräte, mit fetten Speichern unterlegt, so daß ein ganzer Bücherstapel in die Tasche paßt, ohne einen zu Boden zu zerren.

Ich besitze sowas selbst. Aber ich bevorzuge die Pose ein Buch in Händen zu halten, mit einem Packen Papier zu hantieren. Die Ecken von Seiten bei Bedarf umknicken und vor allem Unterstreichungen vornehmen, Hervorhebungen. All das, was in meinen Kindertagen streng untersagt und als Kulturschande geächtet war. Schmierereien und Eselsohren. So hieß das.

Ich aber ringe oft und gerne mit Büchern und wir schlagen uns gemeinsam herum, wenn ein komplexes Thema zu erschließen ist. Außerdem brauche ich meine Bibliothek als ein begehbares Archiv des Wissens. Ich weiß, moderne Lesegeräte bieten eine Reihe von Funktionen, die eine Ablöse der alten Posen ermöglichen würden. Aber eben nur zum Teil.

Dennoch reizen mich auch neue elektronische Arten von Dokumenten. So etwa die Networked Interactive Documents, wie sie Wissenschafter Hermann Maurer mit seinem Team entwickelt hat. Ich arbeite inzwischen damit, doch wie man sehen kann, nutze ich sie meist für Publikationen von überschaubarem Umfang. Es gibt also auf dem NID-Server jetzt eine

Sammlung Krusche

Das ist meine aktuelle elektronische Bibliothek, mit verschiedenen Sektionen ausgestattet und im Dialog mit inspirierten Menschen aufgefächert. Netzkultur, komplementär zum Geschehen im analogen Raum entfaltet.

+) Netzkultur

Über der krusche

jahrgang 56, freischaffend
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