Diese Frau zeigte sich einige Zeit als eine exponierte Aktivistin im Zuge der Gleisdorfer Protestmärsche und als rege Trommlerin für die Informationsplattform „Auf1“, die vom vormaligen Kadermitglied einer rechtsextremen Bewegung gegründet worden war.
Tanja Lederer fand es angebracht, andere öffentlich über Demokratie zu belehren und sich als eine der „Heilsbringerinnen“ der Gleisdorfer Protestbewegung zu exponieren. Gestützt worauf?
Sie tauchte im öffentlichen Leben Gleisdorfs erst einmal als Unternehmerin auf, die sich in der Beauty-Branche zu etablieren versuchte. Bürgermeister Christoph Stark und Gerwald Hierzi, Boss des Stadtmarketings, würdigten das im Juli 2020 mit einem Besuch des Betriebs, über den auch berichtet wurde.
Zitat: „Tanja Lederer und Nina Reindl haben einen Beauty-Salon ‚Glam‘ in der Bürgergasse 41 eröffnet. Die beiden Damen haben sehr viele Liebe in diesen kleinen Shop gesteckt, mit dem Blick fürs Detail. Unser Ziel ist es, daß sich unsere Kunden wohl fühlen wie im eigenen Wohnzimmer…“ [Quelle: Solarstadt Gleisdorf] (Anmerkung: Glam steht für Glamour.)
Bemerkenswert, denn Österreich war wegen der Corona-Pandemie im März kurz davor gerade erst in den Lockdown gegangen. Eine harte Herausforderung für die Geschäftswelt, aber naturgemäß auch für die Zivilgesellschaft. Diese unternehmerische Initiative verebbte.
Politisches Engagement?
Lederer sorgte in den Protestveranstaltungen, die einige Zeit zweimal pro Woche in Gleisdorf stattfanden, für eigene Präsenz und Sichtbarkeit. War das ein Engagement für die Demokratie oder eher ihrem Geschäftssinn geschuldet?
Es fiel mir auf, daß etliche der Leute an den Mikrophonen des Protestes gute Gründe gehabt hätten, sich in jener Zeit nicht nur um Publikum, sondern auch um Kundschaft zu bemühen. Klar, wir alle müssen unser Brot verdienen. Aber hier war bei etlichen Aktivistinnen und Aktivisten die direkten Verknüpfung der Bereiche Demokratie und Business auffallend.
Lederer zeigte sich als Gründungsmitglied des Kulturvereins „Trefferei“. Ihre Privatadresse und die Adresse dieser Initiative waren anfangs identisch. Der Verein hatte bald auch ein eigenes Lokal, zuerst am Stadtrand, heute im Zentrum von Gleisdorf.
Bis heute kann ich nicht erkennen, wie dieser Verein die laufenden Kosten für das große Vereinslokal und sein Aktionsbudget über die konkret angebotenen Veranstaltungen erwirtschaftet. Kultursubventionen der Stadt Gleisdorf und des Landes Steiermark halte ich vorerst für ausgeschlossen. Welches Geschäftsmodell trägt diesen Teil der Bewegung?
Business
Ich hab jene Bereiche der Gleisdorfer Märsche mit Interesse verfolgt und laufend kommentiert. Da gab es einen auffallenden Sektor, den ich damals die „Prosecco-Fraktion“ der Protestbewegung nannte.
Zitat: „Bei den Gleisdorfer Unruhen fällt auf, daß einige exponierte Personen dieses Geschehen möglicherweise als Teil eines Geschäftsmodells nutzen. Es dominiert die Beratungsbranche und es werden Produkte angeboten, die offenbar in den Läden Gleisdorfs nicht adäquat verfügbar sind. Diese Szene hat aktivistisches Personal, unter dem sich uns etliche als Personen des öffentlichen Lebens zeigen. Die nenne ich mit Klarnamen. Andere habe ich anonymisiert oder ihre Pseudonyme übernommen. Eine Auswahl…“ [Quelle]
Der Rückblick aus etwas zeitlicher Distanz zeigt uns, daß dieses angeblich demokratiepolitische Erwachen etlicher Leute, wie eben auch die politische „Erweckung“ von Lederer, über den publikumsträchtigen Teil der Protestveranstaltungen nicht hinausgereicht hat.
Politische Arbeit?
Es wäre naheliegende gewesen, den Aktivitäten auf der Straße konsequente politische Arbeit auf anderen Ebenen folgen zu lassen, die sich erstens Richtung Rathaus entwickelt und zweitens im öffentlichen Diskurs manifestiert. Also nicht bloß Slogans und Behauptungen ausstreuen, sondern sich organisieren, ein Programm ausarbeiten, konsequent vorgehen.
Das wäre ein demokratiepolitisches Gegenteil zur Trittbrettfahrerei, zum Surfen auf diesen oder jenen Themenwellen geworden. Ich hätte es allein schon anregend gefunden, das eine oder andere politische Arbeitspapier dieser Leute zu lesen, denn die Republik als das politische Haus, in dem die Demokratie wohnt, ist ja sinngemäß eine Res publica. Das bedeutet: öffentliche Angelegenheit.
Aber diese politische Arbeit sehe ich nicht. Nur eine Menge Konjunktiv. Im Kulturverein „Trefferei“, den Lederer mitbegründet hat, finde ich das auch nicht. Sonst wo? (Ich wäre für den einen oder anderen Link, Lesetipp, was auch immer, sehr verbunden.)
Im Augenblick kenne ich nur einige politische Schriften aus der rechtsradikalen „Kulturfestung“ im nahen Eichkögl. Eine „Trutzburg“ der „Identitären“, mit denen die „Trefferei“ schon öffentlich zusammengearbeitet hat. (Eine Klärung dieser Angelegenheit vermisse ich bis heute.)
Vor allem aber sind das Rechtsradikale, mit denen die FPÖ als quasi politischer Arm auf vielen Ebenen kooperiert. Das sagt zumindest der stramme Katholik Ewald Stadler, dem ich in dieser Angelegenheit umfassende Sachkenntnis zutraue.
Soll ich annehmen, die FPÖ sei auch hier der politische Arm solcher Formationen? Das werden uns Lederer und die Leute von der „Trefferei“ vielleicht noch erklären, damit man sich besser auskennt. (Wird fortgesetzt!)
+) Rechtsruck (Startseite)