Gschaftlhuber, Neohippies & Yogafaschos: Antisemitisches

Ich habe meiner Einschätzung erst noch mißtraut. Aber was aus meinem vertrauten Umfeld via Social Media daherkommt, ist unmißverständlich.

Gschaftlhuber = österr. für übertrieben geschäftige Leute.

Da hat sich in der Ostereiermark eine Comnunity etabliert, mit der und von der sich eine präfaschistische Situation vorzüglich gestalten läßt. Es wurde ja über geraume Zeit viel von Liebe, Freiheit und Demokratie geraunt, gebrüllt, gepostet.

Wie kommt es, daß darunter ein so starker Anteil von Leuten ist, die sich a) dem Yoga widmen, b) der Esoterik zugetan sind und c) über zur Schau gestellte Zeichen offenbaren, daß sie zahlreiche Kulturen der Welt geplündert haben?

Wenn ich polemisch gestimmt bin, nenne ich es einen esoterischen Ramschladen, in dem kombiniert und rekombiniert wird, was auch immer einzelne Publikumssegmente ansprachen könnte. Kohärenz? Unnötig!

Gleisdorfer Zustände
Das hat sich mit den Gleisdorfer Portestmärschen nicht erst gebildet, sondern re-formiert. Dabei sehe ich viel Heuchelei und Mimikry. Wahrhaftigkeits-Simulation durch Zitatenstürme, aber wenige eigene Aussagen.

Damit meine ich, daß es die letzten Jahre eine Flut von Memes, Zitaten und Videoclips zu sehen gab, die laufend gepostet wurden, im Vergleich dazu nur verschwindend wenige individuelle Aussagen, die man zuordnen und zitieren könnte. Ich halte das für eine Strategie, mit der verdeckte Intentionen kostümiert werden.

Das ist mindestens ein Hohn gegenüber der Republik, der Res publica, für die verdeckte Intentionen den Tod bedeuten. Mit Demokratie haben solche Leute nicht viel vor. Das lügen sie einfach. Da wird auch gerne vom Great Reset geschwafelt, jenem unkontrollierbaren Generalnarrativ rechtsextremer Kreise.

Ein Beispiel
Was bewegt denn eine oststeirische Bauerntochter, die ein erkennbares Faible für Indien hat, Material zu posten, in dem ein Jude von den Qualen erzählt, die ihm seine Judenheit beschert hat, worauf Jesus für ihn eine Rettung wurde? (Für Ahnungslose: Jesus spielt im Judentum keine vergleichbare Rolle wie in der Welt von Katholiken und Klerikalen.)

Der „befreite“ Jude Jeff: endlich gerettet und topfit.

Nun hat diese Bauerntochter zuvor schon Zeug gepostet, das eindeutig antisemitisch gefärbt ist; vor dem Hintergrund, daß man in der Oststeiermark wohl keine Kollisionen mit jüdischen Leuten erlebt haben kann. Was das meint?

Na, es gibt hier sicher welche, aber man sieht es ihnen naturgemäß nicht an und ich kenne keine Beispiele, in denen jüdische Leute hier in der Region öffentlich wahrnehmbar geworden wären.

Das bedeutet aus meiner Sicht, die oststeirische Hillbilly-Rose promotet weltverschwörerische Stereotypen. Ein anderes Motiv kann ich nicht entdecken. Wie praktisch, denn der Antisemitismus hat sich seit weit über tausend Jahren als Mittel der individuelle Spannungsabfuhr bewährt. Bemerkenswert, daß sich eine Oststeirerin mit all ihren Indienbezügen als Dienstmädchen antisemitischer Kreise hergibt.

Und Indien?
Man muß ja nicht wissen, daß Indiens Ober-Guru in Sachen einer weltweiter Yoga-Bewegung (samt Weltyoga-Tag) Narendra Modi ist; ein hochrangiger Politiker des Landes, das heute derart hochgerüstet ist, daß es sich selbst von China unbeeindruckt zeigt.

Kulturelle Kuriosität: Massen-Yoga a la Modi

Man muß auch nicht wissen, daß Herr Modi ein avancierter Nationalist ist, dem ich ethnische Säuberungen zutraue. Es ist kein Geheimnis, daß er noch die letzten verbliebenen Moslems aus Indien gerne rausschaffen würde.

Hindutva-Ideologie? Hindunationalismus? Die stellenweise unverhüllte Referenz bezüglich Hitler und Holocaust, wie etwa im Unionsstaat Gujarat? Muß man nicht wissen. Im aktuellen Faschismusdiskurs kommen Herr Modi und der Hindunationalismus, ferner explizite Queerfeindlichkeit gemeinsam übrigens vor. (So zum Beispiel bei Paul Mason.) Oh, Moment! Mit Queerfeindlichkeit hat sich die genannte Bauerntochter auch schon hervorgetan.

Yoga und die Nazi
Ach, das hat uns ja niemand geflüstert, wie pittoresk da so manche gemeinsame Wurzeln sind. Allan Hall 2021 in der Daily Mail: „A German historian has discovered how the SS in Nazi Germany recommended its members – including death camp guards – practice yoga to enrich their ‚mind, bodies and spirits.’“

Oder Thomas Klatt 2021 im Deutschlandfunk: „Es gab Yoga auch im Dritten Reich. Führende Nazis wie Rosenberg oder Himmler schätzten die altindische Technik der Selbstbeherrschung. Adolf Hitler wurde zum Yogi erklärt.“

Radio Gaga? SA marschiert? Nö! Massen-Yoga…

Wäre „Hitlers Avatar“ nicht zu vergessen, die Yogini und Spionin Savitri Devi, geborene Maximine Portaz. Daß die „Sonnengöttin“ den Hinduismus mit dem Hitlerismus vermischt hat, Schwamm drüber!

Interlude
Manchmal, wenn ich mir in Aspekten dieser Themen nicht sicher bin, frage ich bei Sandra Kreisler nach, die dazu meint: „In Indien ist der Antisemitismus auch nicht viel weniger – vor allem, weil ja viele Esoteriker schon aus dem Antisemitismus entspringen.“

Und hier in der Oststeiermark sollten wir noch darüber reden, wie viel an a) antisemitischen Ressentiments und b) rechtsgerichteten Aktivitäten mittlerweile in der agrarischen Welt sowie in der Bio-Szene etabliert sind.

Eine Minorität wird ganze Gesellschaften „umerziehen“? Da ist wohl jemand mit seinem Selbstwertgefühl im Keller angekommen.

Dienstboten
Neohippies und Yogafaschos als Wasserträger von Rechtsextremen? Kann doch nicht sein, oder? Da schaffen es nur wenige, das Maul mit eigenen Aussagen aufzureißen, aber es reicht allemal, mit großer Klappe die Botschaften diverser Propagandisten zu verbreiten; sozusagen als Lohn-Fresse anderer Akteure, die hübsch hinterm Vorhang bleiben, oder auch bloß ehrenamtlich, aus individueller Passion.

Zum „Großklapperatismus“ und ähnlihen Dienstleistungen dazu auch mein Kategorienbündel: 1) Die Zierfische, 2) die zeitlose SA, 3) die nächste Bourgeoisie und 4) die Junker [Quelle]

+) Fortsetzung: Yogatag
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Über der krusche

jahrgang 56, freischaffend
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