Zwei Seile, die über Masten geführt und im Boden verankert wurden. Widerlager. Schwankender Steg. So geht Hängebrücke!
Ich hatte mich schon in meinem Bekanntenkreis umgesehen, in der Hoffnung, jemand habe vom Amazonas oder von den Bergen rund um den Himalaja Fotos mitgebracht, weil ich in meiner Gegend nicht mit so einer Bauart gerechnet habe.
Zeitgenössische Hängebrücken, stabile und sehr belastbare Werke, geben uns keinen anschaulichen Eindruck vom Ursprünglichen. Dann war ich aber mit Fotograf Richard Mayr in einem Abschnitt der Raabklamm, wo noch eine Wehranlage aus den Tagen des Franz Pichler besteht.
Staumauer-Segmente sind mit „F.P. 1908“ und „F.P,1911“ markiert. Das verweist auf den „elektrischen Franzl“, auf den von einer Mühle herkommenden Franz Pichler, welcher zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Elektrifizierung der Region realisiert hatte. Dazwischen lag das schwere Hochwasser von 1910, das alle Stege fortgerissen hat.
Was einstmals die Seile der Seilbrücken waren und in manchen Weltgegenden sogar bis heute als „lebende Brücke“ mit gewachsenen Pflanzen errichtet wird, sind bei uns heute stabile Tragkabel, die – über Masten geführt – in Ankerblöcken festgemacht werden.
Die unterschiedlich langen Hänger formen den nach unter verlaufenden Bogen. So ergibt sich die „zweihüftige Brücke“ mit einzelner Hauptöffnung. In meiner Gewichtsklasse rührt sich da was beim Überschreiten. Es knarrt, schwankt und macht über die Trittbetter eine leichte Welle. (Die erste dauerhafte Drahtseil-Hängebrücke der Welt soll übrigens 1823 in Genf gebaut worden sein.)